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Was bringen teure High-End-Kabel?

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klangistzeitlos

Moderator
Egal ob digitale oder analoge Verbindungen: hierfür gibt es einen riesigen Markt und unzählige Hersteller buhlen in den unterschiedlichsten Preisklassen um die Gunst der Käufer. Vom einfachen Blisterpack aus dem Supermarkt bis hin zu sündhaft teuren Edelstrippen zum Preis eines guten Gebrauchtwagens gibt der Markt nahezu alles her, was sich produzieren lässt.

Über den Sinn und Unsinn von Klangtuning-Maßnahmen via "hochwertiger Kabel" wird in den den unterschiedlichen Foren schon eine gefühlte Ewigkeit diskutiert. Sorry," diskutiert" ist eigentlich eine nicht ganz zutreffende Formulierung: Im einen werden alle, die es wagen, Kabeln irgendwelche klangliche Eigenschaften zuzuschreiben, meist sofort mit Esoterikern und Schlangenölverkäufern verglichen, welche sich den gesetzten Grundlagen der Physik verweigern. In einem anderen treffen sich dann wiederum all diejenigen, die über tatsächlich vorhandene Unterschiede berichten. Und aus dem Gedanken heraus"eine Anlage klingt immer nur stets so gut wie ihr schwächstes Glied" in der Verkabelung eine wichtige Voraussetzung sehen.

Was also stimmt?

Als jemand der schon seit über dreißig Jahren dem HiFi-Hobby fröhnt, hier der meiner Meinung nach erst mal allerwichtigste Rat:

Stets einen kühlen Kopf bewahren, aber immer ergebnisoffen bleiben und sich niemals von Foren-Religionen vereinnahmen lassen

In sofern möchte ich mit diesem Faden Einsteigern, aber auch alten Hasen gerne ein paar Dinge an die Hand geben, die helfen sollen, im nahezu undurchschaubaren Dschungel an Informationen im Netz den Überblick so zu behalten, dass man unabhängig von Meinungsmachern bleiben kann, ohne vermeidliche Fakten um die Ohren gehauen zu bekommen, die man mit den eigenen Mitteln - besonders als Laie - oftmals nur sehr schwer, oder sogar überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Hier die wichtigsten bekannten Fragen und Argumente aus Statements unterschiedlichster Informationsquellen, die ich nachfolgend aus meiner ganz persönlichen Perspektive heraus beleuchte


Wie wichtig sind die Gesetze der Physik und der Elektronik? Sind sie das einzige Kriterium ?

Ohne Frage sind sie sehr entscheidend. Wie bei vielen anderen Dingen aber auch, so unterliegt Forschung keinem Stillstand. Schon zu allen Zeiten gab es Entdecker und Entwickler, die anfangs belächelt oder mit ihren Theorien verteufelt wurden, deren Forschungen viel später dann aber fester Bestandteil aller Lehrbücher wurde. Leider eröffnet aber genau diese Tatsache auch schwarzen Schafen der Branche den Nährboden für aberwitzige Theorien, die dann als Verkaufsargument herhalten.

Kann man Unterschiede tatsächlich hören ?

Der Teufel steckt hier im Detail. Genauer gesagt in dem Wörtchen "man". Denn die Fähigkeit, Unterschiede überhaupt (besser?) heraushören zu können, setzt ein paar Dinge grundsätzlich voraus:

A) Eine besseres Gehör aus medizinischer Sicht

B) Ausreichend Zeit für einzelne Hördurchläufe. Sicherlich kennt jeder die berühmten Vergleichsbilder aus den Rätselrubriken von Zeitschriften "Finde den Fehler" Original/ Verändert. Bei oberflächlichem Hinsehen sehen die Fotos erst mal völlig gleich aus, erst bei längerer Betrachtung eröffnen sich die Unterschiede. Genau so verhält es sich auch bei Hörvergleichen. Zu schnelles Umschalten lässt Dinge unentdeckt. Zu lange Phasen führen hingegen dazu, dass wir uns nicht mehr alles "merken" können. Hinzu kommt, dass die Auffassungsgabe bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist. Allein all das zeigt, wie schwierig Hörvergleiche schon rein wissenschaftlich zu bewerten sind.


Können Hörtests mit einer hohen Anzahl von Teilnehmern ein repräsentatives Ergebnis für möglicherweise bestehende Klangunterschiede liefern ?

Ich möchte es einmal so ausdrücken: Wenn alle oder zumindest die überwiegende Mehrheit etwas hört, sind definitiv Unterschiede vorhanden. Im Umkehrschluss bedeutet das aber keinesfalls, dass wenn fast niemand etwas hört, diese Unterschiede nicht vorhanden sind. Die Unterschiede können schlichtweg so subtil sein, dass diese tatsächlich nur von einzelnen Teilnehmern unterschieden werden können. Hier wäre es dann erheblich sinnvoller, im Nachgang einen verblindeten Hörtest nur mit diesem einen Tester durchzuführen, um dessen Treffsicherheit zu verifizieren.

Ein zusätzliches Problem von Massen-Hörtests: Nicht jeder Teilnehmer sitzt auf der selben Hör-Position, so dass der Einfluss des Raumes und der Lautsprecherposition sich auf jeden Proband unterschiedlich auswirkt.

Und um all das noch einmal zu toppen: Tauscht man die "Expertengruppe" aus, ändert sich i.d.R. auch das Endresultat. Von "räpresentativ" wie etwa bei einer Bundestagswahl kann also nur sehr bedingt die Rede sein.

Solche Hörtests werden i.d.R. auch nicht von Wissenschaftlern initiiert, sondern basieren auf Initiativen, im Rahmen derer z.B. eine "Thesenverfechter-Gruppe A" einer anderen Thesenferfechtergruppe B" einfach nur beweisen möchte, dass diese im Unrecht ist. Da fällt es dann auch nicht wirklich schwer, Dinge erst gar nicht hören zu wollen. Zu diesem Zweck gibt es in einem Forum, das wir alle kennen, sogar eine Rubrik "Vodoo", in welche Erfahrungsberichte von "Kabelunterschiedshörer" hineingeschoben werden, damit die oppositionellen Standpunktverfechter genüsslich darüber herfallen können DevilishZ02 Banned


Kann man Erfahrungsberichten z.B. von Freunden vertrauen, wenn diese auf eine langjährige Hörerfahrung zurückblicken können?

Derartige Berichte sind immer nur das, was jemand anders subjektiv für sich selbst erfahren hat. Selbst wenn solche Schilderungen tatsächlich auf vorhandene Unterschiede (und nicht auf subjektive Faktoren, suggestive Einflüsse oder auf unberücksichtigte Dinge) basieren, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass auch das eigene Hörvermögen in den eigenen Räumlichkeiten an der eigenen Anlage diese duplizieren kann. Aber als Motivation, mit etwas Eigeninitiative einmal selbst zu experimentieren: warum nicht?

Gibt es Dinge, die völlig unstreitig Klangunterschiede bei Kabeln verursachen können ?

Ja. Und zwar alles was in irgend einer Form mit nachweislichen Störkomponenten zu tun hat. Zum Beispiel eine schlechte Abschirmung

Wie gerechtfertigt sind die Preisunterschiede bei Kabeln?

Ungeachtet aller Diskussionen bzg. Kabelklang sollte allein schon aufgrund der hohen Kontroversität (oder Kontroversheit?:D) dieses Themas klar sein,: Von allen möglichen und denkbaren Einflüssen kommt dieser Sache im Vergleich zu allen anderen Dingen eine der untergeordnetsten Rollen zu.

Fertigungsqualität und Störsicherheit sind zunächst einmal objektive Vergleichskriterien. Ob dann anschließend zusätzlicher, teurer Aufwand wie Massivsilberleiter o.ä. im Einzelfall tatsächlich lohnt, sollte jeder für sich selbst herausfinden. Bzw. ob es einem der Mehrpreis wert ist. Grundsätzlich macht es daher Sinn, sich Edelstrippen zum testen zunächst einmal auszuleihen, um in den eigenen vier Wänden unter realen Bedingungen genau diese Frage zu klären. Immer so, dass man via Unterstützung durch eine andere Person nicht weiß, was jeweils gerade an den Buchsen hängt.

Beim jeweiligen Anschaffungspreis sollte man dabei immer im Auge behalten, in wieweit eine solche Investition an einer anderen Stelle nicht mehr Sinn machen könnte. Besonders, wenn es in extrem hohe Preisregionen hinein geht.

Wie wichtig sind also "gute Kabel"?

Selbst im Tonstudiobereich geht man inzwischen längst nicht mehr so sorglos mit dieser Frage um, wie noch vor ein paar Jahren, als Störsicherheit und mechanische Stabilität noch die einzigen Kriterien waren.
In der Bedienungsanleitung (m)eines Lake People DAT bzgl. Anschluss an den DAC findet sich sogar ein expliziter Hinweis, dass diese Verbindung "so kurz und so hochwertig wie möglich" sein soll. Offensichtlich besteht auch hier eine gewisse Sensibilität für das Thema.... erfreulicherweise aber ohne deswegen gleich jeder Vergoldung an einem Stecker sofort irgendwelche klanglichen Eigenschaften zuzuschreiben.
 
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