Erst noch mal danke für eure Vorschläge. Habe mir inzwischen, nach dem ich den Sennheiser HD 200 inzwischen schon mal hören konnte, nun auch den Shure SRH 750 DJ, den Beyer DT770 und als vierten im Bunde einen AKG K 371 (anstelle des ursprünglich geplanten K92) besorgt. Alle Kandidaten liegen derzeit um die 100,- €, eventuelle Straßenpreis-Vorteile bereits eingerechnet.
Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn die Stärken und Schwächen der Kandidaten sind sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Der Sennheiser HD 200 klingt meiner Meinung nach sehr gefällig, aber nicht völlig neutral, eher wie ein typischer Hifi-Kopfhörer. Wer in erster Linie einen Kopfhörer mit hohem Spaßfaktor sucht, andere aber nicht stören möchte, findet hier einen soliden Partner. Ebenso als Abhörkopfhörer in Diskotheken dürfte er sicher einen guten Job absolvieren. Auch für meine, im Eingangspost definierten Zwecke wäre er mit seinen Eigenschaften durchaus nicht die schlechteste Lösung gewesen..... hätte ich die anderen Kontrahenten nicht ebenfalls ausprobiert, was mich letztendlich dann aber doch gegen den HD 200 entscheiden ließ.
Der Beyer klang im Grund- und Mitteltonbereich zwar deutlich neutraler, hatte an den Frequenzverlaufsenden jedoch einen gewisse Neigung zum „Badewannen-Effekt“, Hinzu kommt, dass er nach einem recht durchzugskräftigen Kopfhörerausgang verlangt. Und genau den bietet mein Zoom Kompaktstudio nicht.
Eine große Überraschung war der Shure, der bereits schon deutlich unterhalb von 100 € für seinen Preis eine klangliche Performance ablieferte, die locker auch für den doppelten Kurs noch völlig okay wäre. Überraschend neutral, gut nachvollziehbare Bühne, allerdings etwas sehr „luftig“und wenig druckvoll.
Verbleibt als vierter im Bunde also noch der AKG K371. Eigentlich ein Vertreter der 200,- €-Klasse, da er aber derzeit für durchschnittlich 110,- € über den Tresen geht, disponierte ich wie bereits erwähnt verständlicherweise um. Und genau der ist im Endresultat dann auch bei mir geblieben.
Ein ungerechter Vergleich? Nicht ganz, denn einerseits stammt beispielsweise auch der Beyer DT770 aus höheren Eurogefielden, andererseits gibt es eine Eigenschaft am AKG K371, die für Hifi-Zwecke, sowie Mastering/Mixing-Einsätze nicht wirklich prädestinieren: Seine nahezu komplett abwesende Bühnenabbildung. Räumliche Tiefe lässt sich mit ihm so gut wie überhaupt nicht beurteilen.
Doch gerade für Monitoring beim Spielen eines Instrumentes weist er absolut überragende Eigenschaften auf, die bei Einsteigerprodukten im Normalfall eigentlich alles andere als an der Tagesordnung sind, schon gar nicht im Rahmen der UPE des K371.
Denn nicht nur in Punkto Verfärbungsfreiheit, Druck, Dynamik und Präzision setzt dieser eher zierlich gehaltene Kopfhörer sicherlich Maßstäbe. Bzgl. Neutralität erreichte er schon fast ein ähnliches Niveau wie das meines K812 (= Referenzklasse). Seine dynamischen Eigenschaften sind diesem HighEnd-Hörer sogar mindestens ebenbürtig.
Eine weitere Eigenschaft könnte man sogar glatt als eine Art Alleinstellungsmerkmal bezeichnen, zumindest habe ich so etwas noch nie bei einem Kopfhörer in dieser Form so gehört: Er klingt weniger nach Headphone, als vielmehr nach Lautsprecherboxen, genauer gesagt wie ein sehr hochwertiger Studio-Monitor. Keine Ahnung, wie AKG das hinbekommen hat. Deshalb werde ich ihn trotz dem auch beim Abmischen als eine Art ergänzendes Prüfinstrument mit einbeziehen. Denn meine kleinen Quadral Maxi können die Fähigkeiten von ausgewachsenen Studio-Monitore nicht einmal ansatzweise ersetzen. Der K371 mit seinem „Lautsprecher-Feeling“ hingegen zumindest in einem gewissen Rahmen. Aber manches ist halt schlicht ein klassisches Kleingeldproblem.
Fazit
Gerade in dieser Preisklasse, besonders bei Home-Recording und im Tonstudio, ist es eine Frage des Einsatzzweckes, für welches Fabrikat/Modell man sich entscheidet. Auch der individuelle Tragekomfort dürfte subjektiv, je nach Kopfform des Trägers, stets unterschiedlich ausfallen.
Der K371 bietet absolut überragende Qualitäten fürs Geld, doch focusiert dabei, mangels ausreichender Bühnenabbildung, ganz gezielt auf bestimmte Arten der Anwendung. In meinem Fall passte das alles mehr als perfekt. Aber wie gesagt: zu
meinen Kriterien. In anderen Fällen kann eine sinnvolle Kaufentscheidung daher ganz anders aussehen.
Eine Hörtest würde ich aber auf jeden Fall auch all denjenigen empfehlen, die eigentlich keinen Kopfhörersound mögen. Denn der 371 klingt nicht wie die übliche „Kopfbügelbeschallung“.
Abschließend noch ein paar Fotos vom AKG K 371. Wie ihr seht, ist auch noch ein hübscher Beutel mit umfangreichen Zubehör dabei, wie etwa unterschiedliche Kabel, passend zum jeweiligen Einsatz-Zweck.