Darunter sind ja auch Kommentare von verschiedenen Abstimmern zu lesen. Etwas schmunzeln musste ich, als da einer das "Linn-System" hochgejubelt hat. Außer ein paar grundsätzlichen (Standard)Raumdaten kann man da überhaupt nichts eingeben, lediglich in einigen Linn-Produkten integriert und es ist damit noch nicht mal möglich, ein Messmikrofon anzuschließen.
Ich finde das eher traurig. Denn es ist ja auch sehr gut möglich, dass dieser Schreiber andere Geräte überhaupt noch nie gehört hat. Somit kann er natürlich lediglich eine Vorher-Nachher-Beurteilung abgeben.
Bedeutet: er hört einen (zu erwartenden) Unterschied und packt es sofort in das Schublädchen "Verbesserung". Ist es dann sicher auch, worüber er sich natürlich freut. Und es dann nach außen kommuniziert. Man könnte auch sagen: Spatz in der Hand ohne die Taube auf dem Dach zu sehen.... äh... zu hören
Und genau das ist eines der ganz zentralen Probleme, vor allem im Fachhandel. Man kann beispielsweise Boxen in Studios (pseudo)vergleichen. Viele interessiert es hierbei noch nicht mal, dass nicht nur die Raumakustik eine ganz andere als zuhause mitmischt, sondern sogar auch noch benachbarte Lautsprecherboxen, die gerade gar nicht wiedergeben, fröhlich als Passivmembran mitschwingen. Aber das, was praxisgerecht möglich wäre, nämlich eine Vergleichsvorführung zwischen verschiedenen DSPs, findet überhaupt nicht statt. Was für mich mitunter schon fast an Verweigerungshaltung grenzt.
Seit Jahren wird, vor allem in eine Forum, in dem Raumakustik als verbale Keule verwendet wird, auf alle eingedroschen, die im Wohnzimmer Hifi hören wollen, wo physische Maßnahmen oftmals nur sehr bedingt möglich sind. Sofort wird Unwille und Ignoranz unterstellt.
Aber mal ganz ehrlich: ist es nicht auch ein Stück weit das Recht eines Hifi-Liebhabers, irgendwann mal von der Industrie
flächendeckend einfache, praktikable Lösungen für Raumakustikprobleme zu fordern? Das Argument Physik als Generalalibi für Entwicklungsmüdigkeit lasse ich da auch nur sehr bedingt gelten. Denn mit der gleichen Leier wurde schon vor 200 Jahren behauptet, fliegen wäre für den Menschen unmöglich, da er die Schwerkraft nicht überwinden könne.
Die Behauptung, dass DSPs immer besser werden, zeigt auf der anderen Seite ja auch, dass sich eine fortlaufende Auseinandersetzung mit dieser Materie auf Herstellerseite absolut lohnt. Viel mehr, als das hunderttausendste neue Tonformat, für das man dann -ebenfalls extrem praxisfremd- immer noch mehr neue Boxen braucht.
DSPeaker, MiniDSP und Trinnov zeigen ja schon heute, dass zwar längst noch nicht alles, aber vieles möglich geworden ist, wovon man vor ein paar Jahrzehnten oftmals noch nicht einmal zu träumen wagte. Ohne sich als Kunde gleich in ein Abhängigkeisverhältnis wie bei Audiodata begeben zu müssen. Und Lyngdorf bietet zumindest schon mal Stereoverstärker mit dem hauseigenen System Room-Correct an. In meinen Augen ein klares Zeichen dafür, dass DSP-Technologie viel mehr Chancen bietet, als nur irgend einem Billig-AVR als Notkrücke zu dienen.
Diesen Weg gilt es unbedingt weiter zu verfolgen.