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Fachpresse: Nur noch Supertests?

Käbele

Well-Known Member
Ich gehöre noch zu denjenigen, die bereits schon zur Blütezeit des Hifi (80er und 90er Jahre) Tests in den Hochglanzmagazinen verfolgt haben. Damals gab es tatsächlich noch Gewinner und Verlierer. Neben positiven Klangbeschreibungen fanden sich auch negative, gelegentlich sogar vernichtende Bewertungen. Und die Rankings in den Chartlisten gestalteten sich preisunabhängig in einem wilden Durcheinander.

Heutzutage habe ich einen völlig anderen Eindruck. Klanglich wirklich schlechte Geräte gibt es offenbar so gut wie überhaupt nicht mehr und die Klangqualität ist scheinbar nur noch vom Preis abhängig.

Wie bewertet Ihr die Situation? Liege ich falsch?Z04 975
 
Heutzutage habe ich einen völlig anderen Eindruck. Klanglich wirklich schlechte Geräte gibt es offenbar so gut wie überhaupt nicht mehr und die Klangqualität ist scheinbar nur noch vom Preis abhängig.
Wo siehst du da einen Widerspruch? In den letzten Jahrzehnten hat sich technisch ja eine ganze Menge getan und für viele (klang)relevanten Bauteile wie etwa DA-Wandler Chips gibt es eh nur einige wenige Hersteller, bei denen dann alle anderen zukaufen müssen. Für jede Klangverbesserung oberhalb eines gewissen Leistungsstandard muss heutzutage sehr viel Aufwand betrieben werden. Und das haut nun mal finanztechnisch ins Kontor. In sofern finde ich die von dir beschriebene Entwicklung sogar glaubhaft und nachvollziehbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Heutzutage wo es schon lange Internet gibt können die sich wohl erst gar nicht mehr erlauben was schlechtes zu schreiben. Stellt euch mal vor es würde sich jemand ein teures Gerät kaufen und hinterher einen schlechten Test darüber lesen. Der würde die Zeitung nie mehr kaufen weil er sauer wäre. Er gibt dann die Schuld der Fachzeitschrift und redet sich ein die hätten falsch getestet. Und sich künftig woanders informieren.
Früher gab es das alles nicht und die Fachzeitschriften haben dadurch Macht gehabt.
 
Ob die Testergebnisse wohl auch von der Häufigkeit der Werbeanzeigen abhängig sind? Z04 Flucht
 
Ob die Testergebnisse wohl auch von der Häufigkeit der Werbeanzeigen abhängig sind? Z04 Flucht
Mit einer solchen Politik könnte die Fachpresse lediglich über einen begrenzten Zeitraum Geld generieren. Bereits mittelfristig würde das, gerade in der heutigen Zeit zum Bumerang werden. Denn wie Tobias ja schon völlig richtig schrieb: Verbraucher orientieren sich ja längst auf den verschiedensten Plattformen. Es würde sehr schnell ein Widerspruch zwischen einer permanenten "Echokammer-Lobhudelei" und allen anderen, unterschiedlichen Testinstitutionen entstehen. Vergleichbar mit der Situation einer bekannten Auto-Zeitschrift, wo bereits schon recht gut erraten werden kann, wer einen Vergleichstest gewinnt, so bald man das Fahrzeug eines bestimmten Herstellers auf der Titelseite erblickt.

Dessen sind sich auch die Hersteller durchaus bewusst und steuern gegen, in dem sie versuchen, bei möglichst vielen Testinstitutionen ihre Produkte testen zu lassen. Das minimiert die Abhängigkeit vom Wohlwollen einer einzelnen Testinstitution.

Unterm Stricht tut dieser gesunde Wettbewerb verschiedener Informationsquellen also allen gut. Logisch, dass das die "Machtposition" der Hochglanzseiten-Presse natürlich deutlich schmälert, ihre Einnahmen dadurch sinken und nun noch mehr Anzeigenwerbung reingepackt werden muss, als es früher vielleicht der Fall war. Irgend womit müssen die ja ihr Geld verdienen. Und das meine ich keinesfalls despektierlich.

Schmunzeln muss ich in diesem Zusammenhang übrigens immer, wenn auf einer allseits bekannten Plattform einerseits immer wieder unterstellt wird, Testergebnisse wären in der Fachpresse von der Anzeigenhäufigkeit abhängig, gleichzeitig aber an anderer Stelle, vermutlich aus ganz ähnlichen Macht-Überlegungen wie in den 80er und 90er Jahren heraus nun plötzlich eine eigene Geräte-Hitparade auftaucht und zu Weihnachten sogar Sachpreise im Rahmen von Gewinnspielen von der Industrie für die Userschaft gesponsert werden darf.

Persönlich finde ich das nicht nur recht doppelzüngig, sondern macht in meinen Augen auch irgendwie plausibel, warum die Wölfe dort so oft im Gleichklang bellen ;)
 
Guten Morgen zusammen,
die Fachpresse pauschal zu verallgemeinern dürfte nicht sonderlich zielführend sein. Auch bin ich der Meinung, dass es uns in dieser Frage nicht sonderlich weiter bringt, einen Status Quo, der schon Jahrzehnte zurück liegt, mit der aktuellen Situation zu vergleichen.
Daher versuche ich die Frage von Gerhard mal einfach im "hier und jetzt" anhand von ein paar ganz konkreten Aspekten zu beantworten. Audio und Stereoplay, kennt sicher so ziemlich jeder von uns.

Eine preisliche Zickzackkurve innerhalb von Gütekategorien innerhalb der Bestenliste sehe ich durchaus, also nicht immer nur "je teurer, desto besser". Gibt es Hersteller, die fast immer gut oder sehr gut abschneiden: Ja. Können wir daraus zwingend "Mauschimauschi" ableiten? Nein, denn es kann ja nun auch tatsächlich so sein, dass einige Hersteller Produkte mit außergewöhnlich gutem Preisleistungs-Verhältnis anbieten können. Gründe dafür kann es genug geben. Sei es nun aufgrund eines genialen Entwickler-Teams, Billiglohnland-Produktion, hohe und gebündelte Inhouse-Kompetenz, oder was auch immer.

All diese Dinge können wir nicht immer nachvollziehen. Deshalb lohnt ist es auch sehr wichtig, sich mit dem Test selbst differenziert und kritisch auseinander zu setzen. Um zu sehen, wie die Tester zu ihren Urteil gelangt sind und in wieweit sich dies mit den ganz eigenen, persönlichen Präferenzen deckt.

In der Audio gibt es darüber hinaus eine Sache, die aufzeigt, dass man sich hier nicht nur auf die Vorstellung und Bewertung von Geräten konzentriert, sondern insbesondere auch herstellerunabhängige beraterische Gesichtspunkte im Blick hat. Ein gutes Beispiel hierfür ist der sogenannte Akustik-Assistent für Lautsprecher, der hinter jede Box in der Bestenliste "Orientierungs-Logos" setzt. Diese bieten in Sekundenschnelle eine erste grobe Einschätzung, ob die eigene Aufstellungs-Situation und die Raumgröße nebst Nachhall-Gegebenheiten passen. Sogar eine AK-Zahl, welche die optimalste Verstärker-Kompatibilität ausweist, wird angeboten.

Was die Stereoplay anbelangt, so versucht man hier in letzter Zeit neutralen Sachthemen viel Platz einzuräumen. Aktuell läuft da seit einigen Ausgaben eine Serie zum Thema Lautsprecher-Konstruktion. Da werden z.B. sämtliche Vor-und Nachteile hinsichtlich Gehäuse- Chassis und Materialvarianten toll erklärt, so dass man auch hieraus eigene Erkenntnisse und Schlussfolgerungen für eine persönliche Produktauswahl treffen kann.
 
Danke Soundrealist, dein Post hat meine Sicht auf die ganze Sache doch etwas relativiert. Hab mich da wohl (ebenfalls) tatsächlich etwas von den jahrelangen Standardparolen auf der von Boxenschieber erwähnten Plattform einlullen lassen. Aber steter Tropfen höhlt halt den Stein. Man muss Dinge vermutlich einfach nur oft genug wiederholen, irgendwann werden dann wohl so etwas wie Pseudofakten daraus.

Aber stimmt schon: für die hohen aufgerufenen Preise müssen Fachzeitschriften halt doch schon etwas mehr bieten als Werbeprospekte, wollen Sie ihre Leserschaft bei der Stange halten.
 
Nach dem ich mir nun nach längere Abstinenz mal wieder eine Audio gegönnt habe, möchte ich meinen letzten Eindruck gerne etwas aktuallisieren..

Kritik schein es inzwischen durchaus wieder zu geben. Nur etwas freundlicher verpackt als früher. Ich zitiere in diesem Zusammenhang mal den Tester Chrisian Möller, der den Technics Kopfhörer EAH-A 800 unter die Lupe genommen hat.

Er schreibt: " Mit aktiviertem ANC klang der Technics zwar breiter, kraftvoller und seidiger, aber auch leicht komprimiert. Das galt auch dann noch, wenn der Transparenzmodus aktiviert wurde"
Und in seinem Fazit unter anderem.... "Wenn das ANC den Klang nicht so deutlich verändern würde, wäre der A800 mein neuer Lieblingskopfhörer.

Und zum Creative Zen Hybrid attestiert der selbe Tester: " ..... doch bei Rock, Pop und Metal bemerkten wir eine deutliche Kompression der Dynamik, die auf Dauer zu sehr anstrengte".
 
Für mein Empfinden werden die selben Begrifflichkeiten oftmals ganz willkürlich, je nach Hörer, völlig unterschiedlich angewendet. Ich verwende "analytisch" beispielsweise gerne, wenn alle Instrumente einzeln klar heraushörbar sind, ohne sich gegenseitig zu maskieren.

Ein Begriff, bei dem ich im Zusammenhang mit Hifi beispielsweise meine liebe Not habe: "Wärme". Das klingt für mich als Definition so schwammig und unkonkret, dass ich mir bestenfalls vorstellen kann, dass damit eine Anhebung im Grundtonbereich gemeint sein könnte. Genauso gut wäre es aber denkbar, dass jemand anders, der vorher Boxen mit einer Grundtonsenke hatte und anschließend welche angeschafft hat, die hier linearer aufspielen, diese faktische Verbesserung als "Wärme" definiert.

Letztendlich steckt man einfach nicht drin, ohne die individuellen Hintergründe zu kennen. Die Interpretationseignung der ganzen Hifiklang-Begrifflichkeiten lässt da einen sehr großen Spielraum zu.
Ich habe früher schon, als die Leute sich noch überwiegend von der "HiFi-Presse" beeinflussen ließen, gesagt, wie die Geräte, die Boxen klingen, das kann man nicht lesen, das kann man nur hören. Es ist eben schon schwierig zu beschreiben, was man meint, und das wird dann auch noch vom Leser interpretiert. ;)
 
noch überwiegend von der "HiFi-Presse" beeinflussen ließen,
Käufer suchen stets nach betraubaren Informationsquellen für ihre Kaufentscheidung. Selbst heutzutage kommen noch viele Kunden mit Testheftchen unterm Arm zu uns in den Laden und winken mit darin abgedruckten Klangbeschreibungen.

Mein inzwischen leider verstorbener Vater war Zeit seines Lebens ebenfalls Hifi-Hardcore-Fan. Hatte früher immer die "üblichen verdächtigen" unterm Kopfkissen liegen. Nach seinem Tod tauchten einige dieser Blättchen dann wieder auf, als wir seinen Haushalt auflösen mussten. So hatte ich Gelegenheit, ein wenig darin zu schmökern, bevor sie im Altpapier gelandet sind. Waren Ausgaben aus den 80er Jahren. Und ich glaub auch noch ein paar aus den 90ern. Also alles aus einer Zeit, als es noch kein Internet gab.
Was da drin stand, war teilweise schon wirklich recht abenteuerlich. Das kurioseste dieser Stilblüten war ein Bericht, wie man den Klang von CDs verbessern könne. Angefangen vom Vorschlag, sie ins Gefrierfach zu legen bis hin zum Tip, man solle den Rand mit grünem Edding anmalen, waren Grimms Märchenstunden keine Grenzen gesetzt. Widerspruch gab es nie, Woher auch? Und kritische Leserbriefe ließen sich sicher bequem aussortieren. Ein Erbe, dass den Hochglanzblättchen dann eines Tages berechtigterweise auf die Füße gefallen ist.

Was die Fachpresse heutzutage schreibt, hat damit aber nicht mehr wirklich viel zu tun. Zum einen sitzt da inzwischen eine völlig neue Generation von Redakteuren im Sessel, zum anderen sind sich die Verantwortlichen dort längst der allgemeinen Informationstransparenz über das Netz ganz sicher bewusst. Völlig unabhängig davon, dass natürlich auch dort sehr viel Unsinn verbreitet wird.

Was z.B. die Klangbeschreibungen der "Fachpresse-Enkel" anbelangt, wird da heutzutage eher klangerlebnisbezogen berichtet, so dass man sich zumindest aus dem Kontext heraus einen Reim darauf machen kann, was mit den ganzen nebulösen Adjektiven tatsächlich gemeint ist. Und Empfehlungen orientieren sich nunmehr auch verstärkt am möglichen Einsatzbereich, z.B. an der Aufstellung und an der klanglichen Verstärkerkompatibilität. Alles Dinge, mit denen man in der Praxis etwas anfangen kann und die sich auch durch eigene Hörtests verifizieren lassen. Darüber hinaus weisen die abgedruckten Frequenzverläufe auch zumindest eine gewisse Plausibilität zu dem auf, wie der Klang beschrieben wird.

Etwas ganz anderes sind hingegen die immer noch präsenten Vergleichslisten, die nach wie vor gerne als Einkaufsführer von Laien genutzt werden und somit nach wie vor auf jeden Fall Einfluss auf die eine oder andere Kaufentscheidung nehmen können . Aber auch hier zeichnet sich inzwischen zumindest etwas Licht am Ende des Tunnels ab. Etwaige Grußel-Einstufungen, wonach eine 30.000,- €-Box schlechter klingen soll, als eine für 300,- €, gibt es nicht mehr. Und ab gewissen Preisklassen wird die Luft für mehr Klangpunkte für alle Hersteller auch immer dünner.

Dass Fachzeitschriften die Macht besitzen, Kaufentscheidungen beeinflussen zu können, liegt in der Natur der Sache. Nicht aber eine Zwangsläufigkeit dahingehend, dass dies auch so ausgenutzt wird. Und wer die vielen gut bewerteten Marken/Produkte mal mit dem Umfang und der tatsächlichen Anzahl von Herstellerwerbung abgleicht (was ja häufig als testergebnisentscheidend unterstellt wird) wird sehr schnell merken, dass hier nur wenig Deckungsgleichheit besteht. Allein schon deshalb, weil ein Großteil der Seiten hiervon für Sonderangebote von Hifi-Läden drauf geht.

Und auf der anderen Seite muss man sich natürlich auch fragen, in wieweit die Aussagen der vielen selbsternannten Experten und Linkbuilding-Threads in bestimmten Foren nicht viel manipulativer daherkommen. Und als wie versiert und objektiv das alles dort tatsächlich einzuordnen ist.

Möglichkeiten, manipulative Informationen zu verbreiten gibt es grundsätzlich immer, das ist nicht Fachpresse-spezifisch. Aber nicht jeder hat hierbei das gleiche Renome zu verlieren. Wer Informationen beispielsweise unter einer realen Postadressen oder einem Impressum verbreitet, steht unter deutlich höherem Verantwortungsdruck, als irgendwelche anonymen Weißwas0815-Accounts;)
 
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