Hallo Dennis,
den Begriff "Vodoo" in Verbindung mit Hifi gibt es in Wirklichkeit ja auch gar nicht. Entstanden ist der mal vor langer Zeit in einem anderen Forum. Vordergründig, um die schwarzen Schafe der Branche anzuprangern, in Wirklichkeit aber, um Treibjagten gegen alles und jeden zu veranstalten, der nicht mit den Wölfen heulte und die Ansicht vertrat, Raumakustik sei
der einzige Einflussfaktor.
Nicht nur in der "Königsdisziplin aller strittigen Themen" (= Architektur , Werkstoffe und physikalische Zusammenhänge bei Kabeln), sondern auch viel elementarere Dinge wie Verstärker, Signalverarbeitung etc... etc... Und ich muss gestehen, dass auch ich selbst sehr lange diesen einfach gestrickten, zunächst sehr plausibel klingenden Botschaften Glauben blind vertraut habe.
In der Tat gibt es natürlich gerade bei Hifi sehr viele Dinge, die auf Suggestion und untechnische Einflüsse zurückzuführen sind. Bis mir irgendwann mal klar wurde, dass die permanenten Forderungen von "Beweiserbringung" dort immer nur dann gestellt wurde, wenn es darum ging, etwas zu hören. Ohne zu realisieren, dass z.B. Suggestion auch genau in die entgegengesetzte Richtung funktioniert: Wer grundsätzlich keine Unterschiede hören
will, wird unter Garantie auch keine hören, selbst wenn sie unbestreitbar vorhanden sind. Ein gutes Beispiel dafür sind Verstärker, wo die Konstruktion anerkanntermaßen ausschlaggebend ist.
Bitte nicht falsch verstehen: Auch ich halte nichts von blauen Raumaktivator-Lichtlein, oder Klangdreiecken, die man auf Boxenblenden kleben soll. Solche Dinge sind in der Tat reine Geldmacherei. Aber bereits bei Themen, wo wissenschaftliche Erkenntnisse noch immer Luft nach oben bereithalten und eben
nicht zu Ende erforscht sind und daher strittig bleiben, sollte zumindest noch eine gewisse Ergebnisoffenheit Vorrang gegenüber einem Meinungsdiktat haben.
Genau das ist der Grund, warum ich persönlich mich hier im HuH angemeldet habe. In meinen Augen der einzige Ort, wo auch ein "ich bin mir nicht sicher, warum ich etwas höre oder nicht" legitim bleiben darf. Ohne dass gleich sofort darauf losgeknüppelt wird. Denn eine Sache ist und bleibt unbestritten: Physik, Gehör, die Mechanismen unseres Gehirns, technische Konstruktion und Raumakustik gehen bei Hifi Hand in Hand. Diese Dinge gegeneinander auszuspielen macht daher überhaupt keinen Sinn. Somit ist auch alles was sein
könnte erst mal nicht mehr, aber auch nicht weniger als eine ungeprüfte Theorie, so lange keine harten unumstößlichen Fakten dies widerlegen. Und selbst die besten, wissenschaftlichen Erkenntnisse taugen nur dann etwas, solange sie nicht aus dem Zusammenhang herausgerissen werden. Eine Gefahr, die bei vielen selbsternannten Hobbyexperten leider nur all zu oft gegeben ist. "Schwarmwissen" gibt es nun einmal nicht. Lediglich fundiertes Wissen oder (hoffentlich differenzierte) Überlegungen einer User-Gemeinschaft.
Und selbst dann sollte nie etwas zwingend in Stein gemeisselt bleiben. Hier mal ein Beispiel, das zwar nichts mit Hifi zu tun hat, aber beweist, warum Ergebnisoffenheit so wichtig ist: Jahrelang ist man auf Basis der Angaben des Robert-Koch-Institutes davon ausgegangen, dass Legionellen sich am besten bei einer Wassertemperatur zwischen 42 und 50 Grad vermehren können. Hierauf basierend wurden in Heizungsanlagen Hygieneprogramme entwickelt und eingebaut , welche Legionellen mit höheren Temperaturen vernichten sollen. Nach dem Prinzip "abkochen". Man glaubte, alles hinreichend erforscht, dokumentiert und wissenschaftlich nachgewiesen zu haben. Nun aber fand eine gleichermaßen anerkannte Institution, nämlich das Helmholz-Institut, in umfangreichen Laboruntersuchungen heraus, dass die optimale Vermehrungstemperatur für Legionellen deutlich darüber liegt. Nämlich zwischen 50 und 60 Grad, möglicherweise sogar höher. Und hier sprechen wir über einen Bereich, der von der Wissenschaft mit absoluter Sicherheit deutlich gewissenhafter und gründlicher erforscht wird, als Hifi oder gar "Kabelklang". Insbesondere im letzteren Fall, wo mangels substantieller Notwendigkeit kein Unternehmen der Welt auch nur einen einzigen Cent in Forschung investiert wird.
Daher sollten spätestens dann sämtliche Alarmglocken angehen, wenn permanent mit Begriffen wie "zu Ende erforscht" jongliert wird .
Sich selbst eine Meinung zu bilden ist immer schwieriger, als eine externe zu übernehmen. Aber genau hierin liegt der Schlüssel zum Spaß am Hobby. Und die Chance, dass User nicht nur in Form einer Rechthaberego-Befriedigung gegenseitig von einender profitieren können. Eine Einstellung, die hier auf dieser Plattform aktiv gelebt wird.
In diesem Sinne: