Super Cardonk, bist ja sofort aktiv geworden
Da ich Electric Light Orchestra grundsätzlich schon angesprochen habe, möchte ich zum Thema gleich drei Alben präsentieren und damit aufzeigen, wie ELO vermutlich auch schon sehr früh mit einer Wegbereiter dieser Musik war. Da deren Frontmann Jeff Lynne großer Beatles-Fan war und viele seiner Werke auch sehr stark durch die Beatles inspiriert waren und sind, könnte ich mir vorstellen, dass sogar schon die Beatles selbst Konzept-Alben am Start hatten. Diesbezüglich stecke ich leider nicht tief genug in der Materie. Aber die drei in meinen Augen wesentlichen ELO-Konzeptalben zeigen exemplarisch sehr schön auf, wie faszinierend diese Kunstform der Musik sein kann.
Den Auftakt mache ich mal zuerst mit Eldorado. Eine der allerersten LPs von ELO. Möglicherweise kommt euch das Bild mit den roten Schuhen ebenfalls irgendwie bekannt vor. Musste selbst erst etwas überlegen, bin dann aber letztendlich aber doch drauf gekommen. Dieses Motiv stammt aus dem Film-Klassiker "Der Zauberer von Oz". Auch musikalisch eine perfekte, aber recht beatlige Kopfkino-Kulisse für diesen Streifen aus den Dreißigern. Leider fast schon synonym für ELO ist die maue Tonqualität: Breiig, kaum Dynamik, schlechte Bühne. Vielleicht wollte Jeff Lynne diesbezüglich damit ja auch tontechnisch an die noch recht begrenzten begrenzten Möglichkeiten seiner eigenen Idole anknüpfen
Oder gar sogar auf einen gewissen Verwechslungsfaktor setzen?
Mit Ausnahme der Songs da drauf, die es in die Charts geschafft haben (= Cant get it out of my head), ist dieses Album dennoch (oder gerade deshalb?) nicht ganz mein Geschmack. Aber sei es drum. Ein echter Klassiker ist Eldorado auf jeden Fall und muss in meinen Augen daher auf jeden Fall erwähnt werden
Die Serie der ELO-Konzept-Alben war allerdings nicht nahtlos. Discovery oder Out of the Blue sind gute Beispiele hierfür, auch wenn sich der gute Jeff das eine oder andere Instrumentale Vorgeplänkel bei einigen Songs nicht verkneifen konnte.
Die für mein dafürhalten bis heute beste ELO-LP aller Zeiten war dann aber wiederum ein echtes Konzeptalbum in aller tiefster Reinkultur. Time.
Ihr Band-Logo, ursprünglich vom Design einer Musikbox abgeleitet, wurde später immer stärker (bei den letzten Alben fast nur noch) zu einem Raumschiff umstilisiert.
"Time" ging vor dem Hintergrund dieser Idee den wohl konsequentesten Schritt. Dieses Album sollte seine Zuhörer vom ersten bis zum Letzten Titel gar auf eine Zeitreise mitnehmen. Bereits im musikalische Prolog öffnet die Stmme eines Roboters das Tor in eine völlig neue zeitliche Dimension. Passend mündend in einen späteren Chartbreaker: Twilight.
Auf Time für Jeff Lynne nun auch alles auf, was nur möglich war, um die einzelnen Songs thematisch absolut nahtlos miteinander zu verknüpfen: Angefangen vom typischen Geräusch eines Flipperautomaten bis hin zu durcheinandergewirbelte Nachrichtenstimmen, um "Here is the News" einzuleiten. Und ganz zum Schluss hebt das virtuelle Raumschiff im Epilog dann wieder ab, um die Zuhörer alleine in den 80er-Jahren zurück zu lassen. Für mich dann jedes mal der Zeitpunkt, sofort wieder einzusteigen um aufs neue die Reise anzutreten. Trotz unterirdisch... äh... außerirdisch schlechter Tonqualität.
Was im Vergleich zu Eldorado sofort auffällt. Der komplett neue Style. Mit "Time" wollte sich ELO völlig neu definieren und den bis dahin anhaftenden Staub dr 70er ablegen. Ab diesem Album klang Elo moderner, frischer und zeitgemäßer, aber dennoch nach wie vor unverwechselbar eigen:
Beflügelt durch den internationalen Mega-Erfolg von "Time" rückte zwei Jahre später ein neues Album nach. Ebenfalls ein Konzept-Album: Secret Messages.
Sehr ähnlich arrangiert, im kollektiven Gedächtnis der Nachwelt dürfte hiervon dann allerdings lediglich "Rockn Roll is King" erhalten geblieben sein. Denn Time war schlichtweg unmöglich u toppen. Dennoch absolut hörenswert, denn ab hier gab man sich offensichtlich auch deutlich mehr Mühe, den inzwischen deutlich gewachsenen Ansprüchen an Tonqualität Rechnung zu tragen. (Was YT aber wie immer mal wieder nicht rüberbringt)
Secret Messages war gleichzeitig das letzte Konzept-Album von ELO. Es folgte dann nur noch "Balance of Power" (kein Konzept Album), bevor sich ELO in der ursprünglichen Besetzung auflöste. Jeff Lynn gründete später dann "Jeff Lynnes ELO" im Sound der Siebziger Jahre. Ein Konzeptalbum gab es jedoch nie wieder. Die Zeiten hierfür waren aus Sicht fast aller Produzenten entgültig vorbei.
Für mein Dafürhalten ist die Abschaffung von Konzeptalben ein Paradebeispiel dafür, wie die Industrie den Hörer aufzwingt, was ihm zu gefallen hat. Leider war das schon immer so. Nur wenige Bands und Sänger haben oder hatten die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen (z.B. Queen, Grönemeyer, AC/DC o..ä.)
Heutzutage muss ein Titel möglichst kurz sein, es bleibt noch nicht mal mehr ausreichend Zeit, um einen Spannungsbogen zum Refrain aufzubauen. Geld regiert eben nicht nur die Welt, sondern meistens auch die Musik.
Deshalb bin ich auch so von deinem Thread begeistert, Cardonc: Eine Erinnerung daran, was gute Musik überhaupt .ausmacht