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Suggestionsmethoden beim Verkauf von HighEnd: "Hifi-Jenny" packt aus....

boxenschieber

Well-Known Member
Oft wird von gewieften Verkäufern "anders" schlicht und ergreifend als "besser" vorgegaukelt. Ohne dass objektive Referenzen herangezogen werden (z.B. ein linearer Studiokopfhörer). Da ist suggestivem Verkaufsgeschick dann Tür und Tor geöffnet.

Beispiel: Auf einer Aufnahme ist ist ein Saxophon bewusst etwas verhangen und zurückhaltend vom Toningenieur abgemischt.
In einem Setup oder Produkt XYZ entstehen nun aber Verfärbungen, die das Saxophon vermeidlich schmelziger oder räumlicher betonen.

Nun kommt der Verkäufer um die Ecke.: " Hören sie die viel bessere Räumlichkeit? Das Saxophon geht doch viel mehr unter die Haut, oder?"
Kunde: "Jaaaa, wow, ich höre es ganz deutlich, was für ein tolles Produkt". Dann ist schon halb verkauft, denn der Kunde konzentriert sich ja nun auf diese Schönfärberei und attestiert "Daumen hoch".

Dass er sich das logischerweise dadurch erkauft, dass im Gegenzug unweigerlich andere Sachen im Klanggeschehen massiv aus den Lot gerissen werden, merkt er erst mal gar nicht sofort. Weil es ja immer auf den gerade abgespielten Titel ankommt. Aber dann ist bereits längst gekauft/verkauft.
 
Duckweg.......Z04 KaputtlachenTeufel Grinsend Schwanz Genau so hab ich das auch immer gemacht, aber pssst !! :D

Und bei Boxen dann am besten auch noch Exemplare mit kastriertem Übertragungsbereich nach unten hin (dafür mit etwas mehr Oberbass), um Moden etwas besser zu kaschieren. Begleitend hab ich den Kunden immer gesagt, dass die besonders gut zum Hörraum passen würden. Die haben sich dann voll gefreut und für die gute Beratung bedankt ;)

Ganz am Anfang meiner Karriere versuchte ich noch, objektiv zu beraten und die von dir genannten Sachverhalte genau so darzustellen. Ergebnis: habe mich im Endeffekt damit nur selbst bestraft und dadurch weniger verkauft. Weil die 1:1 ungeschminkte Darstellung von (meist mitgebrachten) Aufnahme den Leuten häufig weniger gut gefallen hat, als effekthascherischer Verfärbungspopulismus. Zusammengefasst wurde diese Ehrlichkeit nie wirklich gedankt. So bin dann auch ich eines Tages nur noch den Weg des geringsten Widerstandes gegangen.
Schließlich geht es in diesem Business, so wie in jedem anderen letztendlich ausschließlich darum, Umsätze und Gewinne zu generieren. Und nicht um gut gemeinte, aber verkaufskontraproduktive Aufklärung.
 
@all: In einem anderen Faden hatte bin ich über das hier gestolpert, das in meinen Augen auf jeden Fall einen eigenständigen Thread verdient. In Absprache mit Jenny und dem Verfasser des Vorposts als Bezugspunkt packe ich an dieser Stelle hier eröffnend die entsprechenden Beiträge rein. Somit betrachtet bitte MICH als Themenstarter.

@Jenny: Danke für deine sehr offenen und ehrlichen Worte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Duckweg.......Z04 KaputtlachenTeufel Grinsend Schwanz Genau so hab ich das auch immer gemacht, aber pssst !! :D

Und bei Boxen dann am besten auch noch Exemplare mit kastriertem Übertragungsbereich nach unten hin (dafür mit etwas mehr Oberbass), um Moden etwas besser zu kaschieren. Begleitend hab ich den Kunden immer gesagt, dass die besonders gut zum Hörraum passen würden. Die haben sich dann voll gefreut und für die gute Beratung bedankt ;)

Ganz am Anfang meiner Karriere versuchte ich noch, objektiv zu beraten und die von dir genannten Sachverhalte genau so darzustellen. Ergebnis: habe mich im Endeffekt damit nur selbst bestraft und dadurch weniger verkauft. Weil die 1:1 ungeschminkte Darstellung von (meist mitgebrachten) Aufnahme den Leuten häufig weniger gut gefallen hat, als effekthascherischer Verfärbungspopulismus. Zusammengefasst wurde diese Ehrlichkeit nie wirklich gedankt. So bin dann auch ich eines Tages nur noch den Weg des geringsten Widerstandes gegangen.
Schließlich geht es in diesem Business, so wie in jedem anderen letztendlich ausschließlich darum, Umsätze und Gewinne zu generieren. Und nicht um gut gemeinte, aber verkaufskontraproduktive Aufklärung.
Aber du hast den Kunden ja nichts weggenommen. Sondern im Gegenteil schöne Gefühle damit gegeben. Dann ist doch alles gut oder?
 
Da bin ich ganz bei dir, lieber Tobias.

Ich bin sozusagen ein Hifikind der 80er. Schon damals fand das Verkaufsgespräch ganz ähnlich statt, wie es Jenny beschrieben hat. Okay, den Aspekt mit der Raumakustik kann man da ausklammern, früher hat man bei Boxen meistens lediglich mit der Aufstellung etwas rumexperimentiert, das wars dann auch schon.

Aus heutiger Sicht würde ich mir die nicht gerade billigen Boxen von damals nicht mehr kaufen. Aber seinerzeit klang es für mich halt gefällig und der Verkäufer bestätigte mich in meiner Kaufentscheidung, in dem er mit der Rang-und Namenliste der Stereoplay wedelte. Darin wurden Boxen zwar auch mit anderen Boxen als Referenz verglichen, aber als noch junger Mensch dachte ich erst gar nicht so weit.

War das alles falsch? Nein, schließlich war ich mit dem, was ich in dem Moment gekauft hatte, ja glücklich. Erst viel später verstand ich, dass persönlicher Geschmack und High Fidelity (Übersetzung/Bedeutung; "Hoher, naturgetreuer Wiedergabestandard") zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind. Doch wie heißt es so schön? Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
 
Aber du hast den Kunden ja nichts weggenommen. Sondern im Gegenteil schöne Gefühle damit gegeben. Dann ist doch alles gut oder?
Naja. Kann man irgendwie mit Schlaftabletten vergleichen. Man pfeift sie sich rein und kann ganz wunderbar schlafen.

Aber spätestens wenn man merkt, dass in der Packung ein Beipackzettel drin liegt, sollte man den zumindest mal lesen um zu wissen, dass man sich diesen vermeintlichen Wohlfühleffekt durch eklatante Nebenwirkungen erkauft.

Jedenfalls meine ganz bescheidene Meinung.
 
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