HifiundHeimkino.de Forum

Wir freuen uns über deinen Besuch! Registriere Dich kostenlos, tausche Dich mit anderen Mitgliedern über Deine Erfahrungen aus und gebt Euch gegenseitig Tips.

Unterschied DSP für Wohnraum und Studio (ausgekoppelt aus Thread "Blauertsche Bänder")

Hörmalhin

Active Member
Moderativ: ab hier gehts weiter




@Hörmalhin :
Wegen den Tischflächen muss ich die HTs etwas höher haben, so passt das von der Mechanik her ganz gut. Der Manger kann halt keine Bässe, das überfordert die Membran... ansonsten ist der im wesentlichen sehr neutral und vor allen Dingen impulstreu.
Interessant ist auch immer wieder die Gegenkontrolle: was höre ich unten im Studio, und was höre ich, wenn ich das gleiche Musikstück im Wohnzimmer anhöre, wo die Akustik doch ganz anders ist. Wenigsten haben wir dort einen dicken Teppich und eine große Sofa-Ecke, einige Bilder an den Wänden und nicht zu viel kahle Wand.

Im Wohnzimmer würde ich persönlich gar nicht mal all zu sehr auf Linearität abzielen, zumindest nicht als alleiniger Aspekt. Denn selbst wenn man da mit den üblichen WAF-konformen Hausmittelchen arbeitet, wird man niemals die gleichen raumakustischen Eigenschaften erreichen, wie im Studio. Imo kann man dort sogar durchaus mal die eine oder andere tonale Verfärbung in Kauf nehmen (einen Vergleich zum Original hat man da eh nicht), so lange es in Summe ausgewogen klingt, und die Ortungspräzision und die akustische Bühne stimmt.
Daher können für diesen speziellen Einsatzzweck DSPs, die in erster Linie für den reinen Hifizweck konstruiert sind u.U. sogar mehr Sinn machen, als Studiotechnik. Weil neben der reinen Linearisierung bei hochwertigen Produkten hier vor allem auch psychoakustische Effekte in die Algorythmen mit einfließen. Da gehts dann nicht mehr um das reine Ablesen von Verläufen, sondern auch um ganz bewusste Konstellationen von Peaks und Dips. Hersteller von Hifi-Lautsprechern (nicht Studio-Monitore) betreiben im Anschluss an die lineare Betrachtung schon seit jeher etwas, das ich als eine Art "Vor-Sounding" betreiben würde und zumindest die "typischen" Eigenheiten eines jeweils zeitgenössischen Einrichtungsstils abfedern sollen. Beispiel: In den 70ern und 80ern die typische "Badewanne", heutzutage wo viel Glas und nackte Flächen dominieren, eher eine "Rutsche" von links nach rechts Z04 Dance00All zu sehr übertreiben dürfen die Hersteller so etwas natürlich nicht, schließlich gleicht kein Wohnzimmer dem anderen. Gleichzeitig ist das auch der Grund, warum viele Studiomonitore in unbehandelten Wohnzimmern eher gruselig klingen.

Hersteller von sehr leistungsfähigen "Homehifi"-DSPs greifen genau diese Situation auf und beziehen z.B. auch die Wirkung der blauertschen Bänder mit ein oder hauen bei Raummoden sogar auch durchaus mal ganz bewusst neben eine Auslöschung einen zusätzliche Senke in eine linear verlaufende Stelle, wenn es für das Gehör hinterher passt. Messtechnisch und rein analytisch betrachtet vermeidlich erst mal ein absolutes no-go. Aber unser Ohr bzw unser Gehirn kompensieren vieles nach ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Und moderne Digitaltechnik bietet da heutzutage die selben Möglichkeiten, wie im Studio, wo eher die reine Linearisierung das Maß der Dinge ist. Die grundsätzliche Funktionsweise dieser unterschiedlichen DSP-Gattungen ist in beiden Fällen zwar sogar erst mal die selbe. Der springende Punkt bei der Wohnzimmeranwendung ist da eher die Hersteller-Erfahrung um die Wirkung des Wechselspiel der einzelnen Frequenzen zueinander. Ein Bereich, der genau genommen gar nicht mehr all zu viel mit Tontechnik, sondern vielmehr mit gehirninternen Abläufen zu tun hat. Ein sehr spannendes Gebiet, dem aber ausschließlich mit den Mitteln des Lautsprecherbaus oder der Einebnungungen von Verlaufswelligkeiten nicht wirklich beizukommen ist. Dafür ist jeder Hörraum zu unterschiedlich und die eigentliche Schwierigkeit besteht in einem typischen Wohnzimmer da nicht ausschließlich in der Linearisierung, sondern viel mehr darin, aus den jeweils sehr individuellen Frequenzgangktastrophen etwas zu zaubern, das unterm Strich ausgewogen und glaubhaft klingt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im Wohnzimmer würde ich persönlich gar nicht mal all zu sehr auf Linearität abzielen, zumindest nicht als alleiniger Aspekt.
Daher können für diesen speziellen Einsatzzweck DSPs, die in erster Linie für den reinen Hifizweck konstruiert sind u.U. sogar mehr Sinn machen, als Studiotechnik. Weil neben der reinen Linearisierung bei hochwertigen Produkten hier vor allem auch psychoakustische Effekte in die Algorythmen mit einfließen.

Spezielle DSPs für zuhause? :confused: Hm.... dann frage ich mich allerdings, wie du so Anbieter wie beispielsweise DIRAC und Trinnov einordnen möchtest. Denn die sind schließlich in beiden Märkten aktiv
 
Spezielle DSPs für zuhause? :confused: Hm.... dann frage ich mich allerdings, wie du so Anbieter wie beispielsweise DIRAC und Trinnov einordnen möchtest. Denn die sind schließlich in beiden Märkten aktiv
Wo siehst du da einen Widerspruch? Erstmal ist mal alles, was in irgend einer Form einer mieserablen Raumakustigentgegenwirkt besser, als überhaupt nichts zu machen. Somit auch eine reine "Linear-Strategie". Und dass Dirac deshalb natürlich auch im Home-Hifi-Bereich mitmischen möchte, kann man denen in diesem Zusammenhang ja nicht vorwerfen. Ebensowenig Trinnoc, aber die haben ja eh getrennte Produktlinien für Studio und zuhause. Somit sehr gut möglich, dass die für alles, was automatisch passiert, tatsächlich verschiedene Algorythmen drin haben.
 
Bis vor einiger Zeit habe ich in unserem Wohnzimmer noch mit einem DSPeaker AM2DC gearbeitet, also kein DSP, das typischerweise im Studiobereich eingesetzt wird. Das schöne an diesem Gerät: Man kann damit auch alles, was automatisch in REW korrigiert wurde, in REW darstellen, also optisch sichtbar machen. Da so etwas natürlich dazu verführt, auch selbst Hand anzulegen, habe ich mal versucht, was passiert, wenn ich einzelne Senken aufzufülle, welche die Automatik stehen gelassen hat. Kleine, sehr breite und nicht wirklich tiefe Senken. Sowohl bei punktuell einzeln per PEQ aufgefüllt, als auch "over all" per maximaler Bass-Kompensation klang es nie auch nur annähernd so gut wie das, was der Algorythmus errechnet hat. Das Antimode AM2DC arbeitet bis maximal 500 Hz.

In den Bereichen darüber habe ich manuell immer wieder gerne mal rumexperimentiert und festgestellt, dass es durchaus mal die eine oder andere Einstellung gab, die auch hier zu Verbesserungen führte, aber nie basierte dies auf Linearisierung, sondern gezielten Eingriffen in den Bereich der blauertschen Bänder. Was ich davon an Einstellungen behalten habe, waren aber eher Zufallstreffer nach Gehör.

Seit einiger Zeit besitze ich nun einen Verstärker mit Room Perfect-Raumkorrektur. Damit lässt sich praktisch alles über (fast) jedes Medium sichtbar machen und steuern, nur eines nicht: DSP-Einstellungen. Im Endeffekt leistet Room Perfect über den kompletten Frequenzbereich aber einen so perfekten Job über den kompletten Frequenzbereich. So wie zuvor das AM2DC.

Daher mein bescheidenes Fazit:

Ja, gerade in Ottonormalwohnräumen, wo in der Regel nur maximal bedingt mit Absorbern o.ä. gearbeitet werden kann und deren Platzierung oft auch nur mit begrenztem Fachwissen erfolgt, ist es wirklich ein echter Segen, wenn der DSP-Algorythmus nicht nur einen möglichst gerade verlaufenden Frequenzgang im Blick hat, sondern auch die Kunst der psychoakustisch sinnvollen Eingriffe beherrscht. Dann gewöhnt man sich in den eigenen vier Wänden das permanente Schielen auf Frequenzgänge sehr schnell ab. Beim AM2DC konzentrierte sich dies bei mir damals ausschließlich ohnehin nur auf alles oberhalb von 500 Hz, weil das AM2DC bei allem darunter einen absolut unschlagbaren Job leistet und das Gerät darüber schlichtweg keine Automatik mit Algorythmus implementiert hat.
Mit meinem Lyngdorf-Verstärker, der Room Perfect für den kompletten Frequenzbereich verbaut hat und neben einer dreidimensionalen Hörraumerfassung ebenfalls "gehöroptimiert" arbeitet, verspüre ich inzwischen keinerlei Bedürfnis mehr, selbst irgendwo Hand anzulegen. In der Gewissheit, dies alles eh niemals so gut hinzubekommen, wie es ein versierter Sounddesigner in einen Algorythmus integriert. Andererseits muss ich natürlich auch zugeben, dass der Lyngdorf TDAI 3400 auch nicht wirklich billig war. Doch wer anders als wir, kein so großes Wohnzimmer hat, benötigt auch nicht diese imense Leistungsreserven (gerade ein vollbereichskorrigiertes Signal hat ja logischerweise meist weniger Pegel als unkorrigiert) und bekommt mit dem Vorgänger, oder für noch kleinere Räume mit dem TDAI 1120, eine solche DSP-Technik inzwischen schon für unter 2000,- €. Incl. innovativster Vollverstärkertechnik (=PCM zu PWM), bei der man allein schon von der klanglichen Grundsubstanz her nie mehr etwas anderes möchte, wenn man so etwas erst mal selbst gehört hat.

Einzig: aus reiner Neugierde würde mich natürlich schon interessieren, was Room Perfect im Hintergrund veranstaltet. Aber selbst wenn man es sehen könnte, brächte das noch lange keinen echten Erkenntnisgewinn. Denn allein zu sehen, was ein Algorythmus im Einzelfall auf der psychoakustischen Ebene veranstaltet, bedeutet ja noch lange nicht, einen Algorythmus in seiner Logik zu verstehen. Siehe Erfahrung mit dem AM2DC.
 
Aber selbst wenn man es sehen könnte, brächte das noch lange keinen echten Erkenntnisgewinn. Denn allein zu sehen, was ein Algorythmus im Einzelfall auf der psychoakustischen Ebene veranstaltet, bedeutet ja noch lange nicht, einen Algorythmus in seiner Logik zu verstehen.
Genau das ist der springende Punkt
 
Zurück
Oben