Jenny
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Vergiss hierbei nicht: Derartige Innovationen kommen einer Art Palastrevolution in einem milliardenschweren Markt gleich, bei dem der überwiegende Teil der Hersteller, der beispielsweise mit konventionellen Produkten zu Preisen eines Mittelklassewagens seit Jahrzehnten bis heute sehr viel Geld verdient. So etwas braucht Zeit. Mitunter sehr viel Zeit, bis die komplette Branche umgestellt hat. Die Hersteller müssen vollständig neu konstruieren, Ihre Produktion umstellen etc.. etc... Das war bereits schon so, als der Transistor die Röhre in Verstärkern abgelöst hat, die CD die Schallplatte verdrängte und LCD/LED die Bildröhre. Und bei all den genannten Beispielen gab es auch immer diejenigen, die so lange wie möglich am alten Status Quo festhalten wollten.
Die Gegen-Argumente lauteten damals: Transistoren klingen kalt, digital rekonstruierte Schallwellen performen treppenförmig und LCD-Fernseher verpixeln das Bild. Solche Schwächen der Anfangsphasen wurden selbst dann noch wiederholt, als die Realität aufgrund des technischen Fortschritts all dieses Dinge in der Benutzerpraxis längst obsolet gemacht hatte. Und genau aus diesem Grund verschwinden all diese Relikte der Vergangenheit oftmals nie völlig vom Markt, obwohl es aus technischer Sicht eigentlich kein tragfähiges Argument mehr gibt, daran festzuhalten. Und die Schallplatte erlebt sogar ein regelrechtes Revival, obwohl eigentlich jedem klar sein sollte, dass in den allermeisten Fällen dem Presswerk bereits das Master-Material in digitaler Form angeliefert wird.
Ganz deiner Meinung. Wobei du bei deiner Aufzählung von alter Technik, an der man krampfhaft festhält oder die plötzlch wieder aufersteht noch eine Gattung vergessen hast: Cassetendecks und Tonbandgeräte.
Man muss aber auch fair dazu sagen, dass all dem auch ein schöner Hauch von Nostalgie umweht. In der Küche habe ich selbst noch ein uraltes Röhrenradio spielen, weil das einen schönen warmen Klang hat. Und auch die beleuchtete Senderskala ist ein echter Hingucker. Und wenn mal was kaputt ist, kann man vieles davon sogar noch selber reparieren. Glühbirnchen rausdrehen ist kein Akt. Und das rausziehen einer Röhre auch nicht. Und auch das Seilchen, wo die Anzeigenmarkierung dranhängt ist kein Hexenwerk. Im Prinzip wie bei einem alten VW Käfer.
Aus Liebhaberei und Spaß an Retro finde ich das eine wunderbare Sache. Aber wenn bei uns im Laden Kunden der Meinung sind, ein Röhrenverstärker klänge besser als ein moderner Transistorverstärker oder gar durchperfektionierte Class D-Verstärker, hat das mit Objektivität nicht mehr viel zu tun. Subjektiv darf natürlich jeder gerne so hören wie es gefällt.Würde mir nie anmaßen, da jemand drein zu reden. Nur dürfen genau diese Leute dann eigentlich auch keine Kritik an denen üben, die sich teure Boxen ganz oben an die Decke in die Raumecken hängen.