soundrealist
Well-Known Member
Ihr kennt das sicher auch: Man hat eine Idee für eine Hifi-Optimierungsmaßnahme, scheitert dann aber am Budget, an einem passenden Gerät, oder beidem.
So ging es auch mir schon etwas länger , seit ich von der Trinnov-Idee der „dreidimensionalen Erfassung eines Hörraumes per DSP“ angefixt wurde. Aber schnell war klar: Weit jenseits meiner finanziellen Möglichkeiten.
Eines Tages erhielt ich dann per Newsletter meines Hifi-Händlers eine Information, dass er ab sofort Lyngdorf vertreibt.Was sofort mein Interesse weckte, weil sich mir nun erstmals und unverbindlich die Möglichkeit bot, das in diesen Geräten verbaute „Room Perfect“-System, einmal „live“ zu testen. Auch deshalb, weil mir Marketing-Versprechen wie „intelligente Erfassung ihres Hörraumes“ und erst recht „ bestes System der Welt“ ehrlich gesagt doch schon sehr reißerisch und plakativ erschienen.
An anderer Stelle habe ich ja schon über den Verlauf dieses Hörtestes berichtet. Ob Room Perfect nun wirklich „das beste der Welt“ ist, lasse ich allein schon mangels Vergleich der Wettbewerbsprodukte dahingestellt. Aber die in einem anderen Thread ja schon geschilderte Demonstration war tatsächlich derart überzeugend, dass ich unweigerlich begann darüber nachzudenken, wie ich mir diesen nicht gerade billigen Boliden eventuell leisten könnte. Denn der Sparstrumpf alleine reichte dafür nicht aus.
Aber durch die Möglichkeit, gleich drei wesentliche Geräte in meiner aktuellen Kette ohne Qualitätsverluste einsparen und somit auf den Gebrauchtmarkt bringen zu können, ging die Rechnung unterm Strich als 0-0-Gleichung erfreulicherweise auf.
Doch all das dürfte euch sicher viel weniger interessieren, als mein Erfahrungsbericht:
Bevor wir aber zu Room Perfect kommen, erst mal ein paar elementare Anmerkungen zur Verstärker-Konstruktion.
Zunächst sprechen wir vom Grundprinzip her über einen Class-D-Verstärker. Unter Audiophilen gilt diese Bauweise nachvollziehbarerweise, weil das Audiosignal (bei konventioneller Ausführung) laienhaft ausgedrückt vorab in viele kleine Stückchen „zerhackt“ wird, um die Endstufentransistoren schaltimpulsähnlich befeuern zu können, als absolut indiskutabel.
Lyngdorf hingegen geht einen viel eleganteren Weg: Bereits das eingehende, digitale Audiosignal wird, nach dem es die digitale Eingangsstufe durchlaufen und auf einen Festtakt von 96 kHz konvertiert wurde, erst gar nicht gewandelt, sondern in ein sogenanntes „PWM“-Signal überführt. Dieses treibt dann sozusagen „unzerkaut“ direkt und ohne weitere Umwege die MOSFETS an.
Bis zur Lautsprecherklemme ist somit anschließend kaum noch was im Weg.
Auf diese Weise bleibt das Signal extrem lange auf der digitalen Ebene und wird erst „kurz vor Schluss“ -also wirklich erst im allerletzten Moment - analog. Neben einer superpräzisen Ansteuerung erreicht Lyngdorf dadurch eine gewaltige Impulstreue und kann dank Einsatz allerbester Bauteile auf Gegenkopplung verzichten. Vereinfacht ausgedrückt: Im TDAI 3400 befindet sich kein DA-Wandler, weil er im Prinzip selbst einer ist. Das unterscheidet ihn faktisch komplementär von sämtlichen anderen Verstärker-Konstruktionen mit Digitaleingängen am Markt. Oder einer Kombination aus gesondertem AD-Wandler und analogem Vollverstärker.
Ein (stets qualitätsmindernders) Poti für die Lautstärkenregelung benötigt Lyngdorf ebenfalls nicht. Statt den analogen Maximum-Pegel per Poti zu drosseln, verändert der Drehknopf auf der Gehäusefront lediglich die Stromzufuhr.
Was bei einem analogen Verstärker mit DA-Wandler vermutlich einer klanglichen Bankrotterklärung gleich kommen würde, schreit im Rahmen der Lyngdorf-Konstruktion geradezu danach: Einem Schaltnetzteil, ohnehin ideal für alles, was auf rein digitaler Ebene geschieht. Hier konnte Lyngdorf Bruno Putzey bei der Entwicklung mit ins Boot nehmen. Einen der namhaftesten Spezialisten auf diesem Gebiet, der bereits schon für Hypex und Kii bahnbrechendes an den Start gebracht hat.
Damit erschöpfen sich die Innovationen beim TDAI 3400 aber immer noch nicht. Eine weitere Besonderheit ist die sogenannte „ Intersample Clipping-Correction“-Funktion: Gerade bei Popmusik-Produktionen wird im Tonstudio häufig mit viel zu hohen Pegeln aufgenommen, so dass Oberwellen abgeschnitten werden und die ursprüngliche Signalwellenform regelrecht kollabiert (Clipping). Dies führt dann zur allseits bekannten Tonqualitätsverschlechterung. Der TDAI 3400 erkennt diese Verluste, passt die digitale Reserve schon während des laufenden Audiosignals ab und rekonstruiert in Echtzeit in die ursprüngliche Form zurück..
Nun aber zu Room Perfect. Beziehungsweise erst mal zum „faktisch gesicherten“ Teil.
Wichtig auch zu wissen: Es stellt sich nicht nur den klangdezimierenden Einflüssen des Hörraumes entgegen, sondern egalisiert gleichzeitig ein Class-D-typisches Problem: Frequenzgangwelligkeiten bei impedanzverlaufskritischen Lautsprechern
Das Verfahren unterscheidet grundsätzlich zwei Schritte. Im ersten wird zunächst wie gewohnt ein Messmikrofon am Sitzplatz aufgestellt. Anhand von sehr speziellen Testtönen, die in der Lage sein sollen, auch den ursprünglichen Klangkarakter einer Lautsprecherbox vom reflektierten Schall des Hörraumes messtechnisch zu separieren, erfolgt hier eine erste Analyse vom Sitzplatz aus (Focus Position)
Im zweiten Step verlangt Room Perfekt, um alle Eigenheiten das Raumes kennenzulernen, nach weitere Messungen , bei denen das Mikro so lange an willkürlichen Orten aufgestellt werden soll, bis mindestens 90% des Hörraumes erkannt wurde. Jeweils im Abstand von mindestens 50 cm (auch zu Wänden), nie auf der selben Ebene, aber egal wie. Das Mikrofon bei mir gemäß Bedienungsanleitung völlig willkürlich, mal in die Ecke, mal Richtung Fußboden, aber auch zur Decke hin ausgerichtet. Vorsorglich – weil ich dem Braten mit den zufälligen Positionen, trotz der eindrucksvollen Demonstration beim Händler noch immer nicht so recht über den Weg traute – habe ich zumindest eine mir selbst verordnete Reihenfolge eingehalten: Beginnend in Hörplatznähe, anschließend in zunehmend weiterer Entfernung.
Vor der Einmessung wollte der TDAI 3400 von mir wissen, wie weit entfernt die Lautsprecher und meine beiden Subwoofer von der "Focus" Position stehen. Überhaupt gibt es für sämtliche Lautsprecher eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten, das vorhandene Lautsprecher-Setup an die eigenen Bedürfnisse anzugleichen: Nicht nur Übergangsfrequenzen und Filtertypen, sondern auch Boxenindividuelle Zielfrequenzgangverläufe können eingestellt werden. Sogar die zeitliche Verzögerung /Latenz der lokalen,digitalen Baugruppen im Subwoofer lassen sich eingeben (= wichtig, wenn beispielsweise ein eigenständiges DSP darin verbaut ist) . Für meine Anwendung war speziell die manuelle Eingabemöglichkeit für die Lautsprecherabstände eine sinnvolle Sache, da ich keine Möglichkeit habe, die Subwoofer etwas weiter nach vorne zu rücken, als die Standlautsprecher (was einentlich notwendig wäre). Denn da sind leider Türen im Weg.
Weiterhin bietet der Lyngdorf eine Möglichkeit, ultratief zu trennen, z.B. um auch wirklich nur das Frequenzspektrum der Lautsprecherboxen nach unten hin zu ergänzen, ohne die Klangkarakteristiken von Box und Sub im Hörbereich vermischen zu müssen.
Die Testtöne von Room Perfect erklingen höchst unkonventionell. Für den Bassbereich eine Art „wobbeln“, Der Hoch-Mitteltonbereich wird durch eine Art „mehrklängig-summendes UFO-Geräusch ausgelotet“, welches an den gedrückten Accord auf einem Keyboard erinnert..
Auf der Seite von 3 H findet man hier ein recht anschauliches, deutschsprachiges Video, wenn man etwas runterscrollt: https://3-h.de/lyngdorf-startseite/
Womit ich nun an dem Punkt angelangt bin, wo es meinerseits eher in den Bereich der Spekulation geht. Ich vermute, das diese spacigen Geräusche eine Art Abtastraster innerhalb des Frequenzbandes markieren, an deren Eckpunkten die psychoakustische Wahrnehmung ganz besonders bedeutsam ist. Ähnlich einem Rechen mit unzähligen Zinken. Die Korrekturen werden dann vermutlich anschließend alle kanalgetrennt so gegeneinander „gemittelt“, dass davon eine Art „durchschnittliches Raumeinflussprofil erstellt und gegen die Hörplatzmessung gespiegelt werden kann. Was die willkürlichen Messungen anbelangt, so denke ich, generiert das DSP daraus möglicherweise nach dem Ausschlußverfahren unter Einbeziehung von rechnerischen Unbekannten und Konstanten das dreidimensionale akustische Modell zwecks Erstellung der FIR und IIR-Filter. für die Korrekturkurve. Aber wie gesagt: Alles nur Rätselraten und Kaffesatzleserei
Natürlich kann kein DSP der Welt Nachhallzeiten eines Hörraumes kompensieren. Aber zumindest möglicht optimal darin integrieren. Und genau das gelingt Room Perfekt mit Bravour. Denn allein schon das Wissen darüber, bei was es sich um Reflexionsschall und bei es sich um Direktschall handelt, dürfte für die automatische Korrektur von hohem Nutzwert sein.
Anders kann ich es mir auch nicht erklären, wie Room Perfekt nun auch in unserem L-förmigen Wohnzimmer zu einem derart überzeugendem Wiedergabe-Resultat kommt. Sänger, Instrumente und Details sind (vergleichbar einem Kopfhörer) messerscharf zu orten. Die akustische Bühne unterscheidet sich -so wie es ja auch sein soll – komplett von Aufnahme zu Aufnahme, Und selbstredend sind natürlich auch sämtliche Raummoden beseitigt.
Um herauszufinden, ob es sich bei Room Perfect nicht einfach nur um marketingtechnisch hübsch verpackte, stinknormale Mehrpunktmessung handelt, machte ich die Probe aufs Exempel. Diesmal stellte ich die Mikrofone an völlig anderen Stellen auf. Denn bei einer „Mogelpackung“ würde sich dann logischerweise ja auch der Klang verändern. Was aber nicht passiert ist. Lediglich die individuell ausgewiesenen Fortschrittsangaben in % nach jeder Einzel-Messung erhöhten sich nach jeder neuen Mikrofonaufstellung unterschiedlich.
Ebenfalls eine feine Sache: vor jeder Room Perfect-Einmessung meldet der TDAI 3400 nicht einfach nur, ob der Lautstärkepegel am Gerät zu leise oder zu laut eingestellt ist. Er spricht sogar eine Empfehlung in db für einen Einstellwert aus. Weil es bei uns zuhause zufällig genau die selben +19 db waren wie beim Händler, wollte ich überprüfen, ob diese 19 db einfach nur eine grundsätzliche Empfehlung sind, oder auf eine tatsächliche Messung basieren. Zu diesem Zweck schaltete ich die beiden Subwoofer aus. Und siehe da: Nun empfand der TDAI3400 „21 db“ als sinnvoll.
Besonderes Lob verdient die „Voicing-Funktion“ des Lyngdorf. Hierüber lassen sich nicht nur vorgegebene Presets abrufen (z.B. mehr Bassdruck für Heimkino-Anwendungen), vielmehr ist auch eine sinnhafte Anpassungen an das eigene Hörempfinden möglich. Bei mir ist es beispielsweise so, dass ich einen linear verlaufenden Grundtonbereich zwischen 100 und 200 Hz subjektiv als überproportional dominierend empfinde. Der TDAI 3400 erlaubt die Gestaltung eigenständiger Profile, die sich nicht nur individuell "beschriften" lassen, sondern auch die daraus resultierende Kurve ausweisen. Vom Sitzplatz aus kann ich nun über die Fernbedienung unter „Voicings“ meine Eigenkreation „Grundton“ anwählen und auf dem überproportional großen, und somit auch in relativ weiter Entfernung gut ablesbarem Geräte-Display gut erkennen.
By the way: Selbst für die Standdard-Klangregler ( Bässe und Höhen) lassen sich die Eckfrequenzen herzgenau vorgeben. Im Endeffekt lässt damit also jede nur erdenkliche "Kippe" einfach und schnell realisieren.
Bedienung: Englischsprachig, aber alles gewohnte Begriffe aus dem Hifi-Hobby, die niemanden vor größere Verständnisprobleme stellen dürften. Darüber hinaus erhält man im Netz (über die Homepage des Lyngdorf Deutschland-Vertriebs „3H“ ) zusätzlich eine sehr gute Bedienungsanleitung in deutscher Sprache.
Bereits schon unmittelbar nach dem Anschluss an das Stromnetz fragt der TDAI3400 als allererstes nach der „üblichen Zahlenkolonne“: dem Netzwerkschlüssel des im Haushalt werktätigen Routers. Was über die mitgelieferte Fernbedienung (Eingabe innerhalb jeder Ziffer per up/down/ok-Bestätigung) gut gelingt. Diese ist übersichtlich, piksauber verarbeitet, ihr Plastikgehäuse wirkt gegenüber dem sehr hohen Fertigungsniveau des Gerätes selbst aber nicht wirklich angemessen. Diesem entspricht schon eher das mitgelieferte Messmikrofon und das sehr praxisgerechte Mikrofon-Stativ, mit welchem sich selbst die wüstesten Micrö-Ausrichtungen realisieren lassen.
Die Lyngdorf Remote App habe ich mir (bereits schon vor dem Auspacken des Verstärkers aus dem Karton) aufs Smartphone geladen. Sie erkannte das Gerät sofort. Ihre Oberfläche gestaltet sich intuitiv und erlaubt von der Startoberfläche aus die Bedienung der Grundfunktionen. Schmankerl: der große Lautstärkeregler auf der Gerätefront findet man dort ebenfalls als virtuelles Bedienelement. Wer zu den detaillierteren Geräteeinstellung gelangen möchte, betätigt den darunter positionierten Button " OPEN DEVICE IN BROWSER" und taucht auf diesem Wege über das Netzwerk (in welche das Mobilgerät und der TDAI gleichermaßen eingebunden sind) gewissermaßen in die tiefergreifenden Einstellungen des Lyngdorf ab, welche zum reinen Musikhören nicht erforderlich sind: Toll gemacht !
Unter „Room Perfect“ findet man auch einen „Schritt-für-Schritt“-Assistent, um den Nutzer gewissemaßen „ans Händchen“ zu nehmen. Gerade in der Anfangsphase, so lange man noch nicht so häufig mit Room Perfect gearbeitet hat, sehr empfehlenswert, da absolut "idiotensicher".
Auch deshalb, weil hierdurch automatisch die Löschung aller bisherigen Room Perfect-Daten erzwungen wird. Dadurch können keine Messungen von eventuellen Bedienungsfehlern im Vorfeld mit reinrutschen. Genial gemacht!
Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch: Möchte man in die Einstellungen fürs Voicing, gelingt das nur per Tablet. Versucht man es über ein Smartphone, verbietet die App dies, unter Verweis auf die für diesen Zweck nicht ausreichende Bildschirmgröße. Zwar nachvollziehbar, weil dann alles nur noch in Ameisengröße erkennbar wäre. Aber nicht jeder nutzt ein Tablet. Eine zumindest abgespeckte Anzeigefunktion wäre hier sinnvoll, damit man die PEQs auch über das Smartphone per App einrichten kann. Eine andere Sache, auf die Lyngdorf viel deutlicher hinweisen sollte: Eine Bedienung der App ist über den Browser von Samsung nicht möglich. Besitzer von Samsung-Handys müssen sich vorher also einen anderen draufladen, z.B. Firefox. Kein Beinbruch, aber man muss es halt wissen. Und auch wenn die Menüführung in Englisch mir keine Probleme bereitet hat, so wäre eine Umschaltung auf deutsch trotz dem sehr sinnvoll. Und wenn sich, so wie bei mir dann auch noch permanent der Google-Übersetzer in die App einklingt, gibt die dadurch entstehende „pseudodeutsche“ Menüführung plötzlich Rätsel auf. Denn wenn dieser nun Begriffe wie „Speißekarte“, „gewinnen“ oder „Geschäft“ auf die Buttons pfeffert, kommt nicht jeder zwingend sofort auf die Idee, dass damit „Menü“, „maximieren“ und „speichern“ gemeint ist.
Ebenfalls noch verbesserungswürdig, aber vermutlich liegt hier das Problem eher bei Tidal und nicht bei Lyngdorf: Tidal Connect. Mit einfachen Worten erklärt handelt es sich hierbei um eine Funktion, bei der Tidal den Lyngdorf übers Netz in seine eigene Funktionalität mit einbindet. Vorgehensweise: Per üblicher Eingangswahl schaltet man statt auf einen tatsächlich physisch vorhandenen Eingang auf einen virtuellen, welcher hier sinnigerweise auch tatsächlich als „Tidal“ bezeichnet wird. Geht man nun in seinen Tidal-Account und wählt dort einen Song aus, befindet sich darüber ein Lautsprecher-Symbol, hinter dem man nun auswählen kann, ob die Wiedergabe über das gerade lokal verwendete Endgerät (Smartphone, Tablet etc) oder über den Lyngdorf erfolgen soll. Eigentlich recht simpel..... zumindest in der Theorie. In der Praxi taucht der TDAI hinter diesem Symbol häufig erst gar nicht auf. Erst nach mehrmaligem öffnen und schließen der App (oft erst nach unzumutbar vielen Fehlversuchen) steht er zur Auswahl. Wohl noch eine Kinderkrankheit von Tidal Connect.
Im Endeffekt ließen sich aber all diese Dinge aber sicher durch ein simples Software-Update aus dem Weg räumen. Kommt ja vielleicht noch
Eine sehr feine Sache hingegen ist der modulare Aufbau des Lyngdorf. HDMI oder weitere analoge Anschlüsse muss man nicht zwingend mitkaufen. Beides ist optional als Steckmodul erhältlich. Wer das alles nicht braucht, so wie ich, spart richtig viel Geld. Wäre ich gezwungen gewesen, den ganzen Kram mit dabei zu haben, hätte der UPE schon fast die 6500,- €-Marke erreicht, da bei Lyngdorf verständlicherweise keine Baugruppe hinter den eigen, hohen Qualitätsstandards hinterherhinken darf.
Bereits in der Grundausstattung bietet der TDAI 3400 die brachiale Anzahl von 7 digitalen Eingängen, einschließlich meinem Lieblingsanschluss AES EBU. So viele Zuspielgeräte besitze ich noch nicht mal annähernd. Unter Einbeziehung des Lake People DAT RS 05 werden es sogar noch ein paar mehr.
Und weil auch die Software des Lyngdorf jederzeit upgedatet werden kann, ist man bestens für die Zukunft gerüstet.
Im TDAI 3400 ist - insbesondere für die angesprochene Nutzung von Tidal Connect - ein Streamer mit MQA-Decoder verbaut. Diesen werde ich erst noch testen. Normalerweise sind solche eingebauten Gimmicks ja nicht mein Fall. Dennoch gibt es in dieser Konstellation einen unbestreitbarer Vorteil: Der eingebaute Streamer greift auf die selbe interne Clock wie der komplette interne Rest zu, was Jitter innerhalb der INTERNEN Signalverarbeitung defacto vollständig verhindert. Hier stellt sich dann wiederum eher die Frage nach der Güte der internen Clock nebst Sampelrate-Converter. In dieser Hinsicht ist der Lake People mit seiner Resampling-Funktion ja eine absolute Bank, so dass nachgelagerte Elektronik dann von all diesen Aufgaben komplett entbunden werden kann. Ob sich durch ihn allerdings auch MQA-codierte Signale schleußen lassen, gilt es erst noch festzustellen. Selbst Lake People selbst hat das noch nicht ausprobiert, werde von Herr Reim diesbezüglich aber sicher noch eine Rückinfo bekommen, so bald man dies in Konstanz getestet hat. Ein erster Check meinerseits mit einem MQA-tauglichen Streamer war nicht wirklich zielführend: Er spielte sein Signal zwar ohne zu murren über den TDAI 3400 ab, auch sein Ausgang stand auf MQA, aber die MQA-Anzeige im TDAI 3400 selbst reagierte nicht.... Also noch eine offene Frage. Wenn ich irgendwann mal Zeit und Lust habe, lege ich eine zusätzliche, direkte Verbindung am Lake People vorbei, um zu sehen, ob der TDAI 3400 zugespielte, MQA-codierte Signale evtl. lediglich nicht als solche anzeigt (bzw. nur der interne Streamer), aber dennoch so verarbeitet.
Über das lokales Netzwerk oder die USB-Anschlüsse kann man weiterhin per DLNA / UPnP auf eine externe Musikbibliothek zugreifen. Desweiteren auch auf Streaming-Diensten wie Roon Ready, Spotify Connect und Airplay sowie natürlich auch auf Internetradio. Brauch ich persönlich zwar alles nicht, außer gelegentlich vielleicht mal das Internetradio, aber bei anderen TDAI 3400-Besitzern könnte das möglicherweise durchaus ein Kaufargument sein. Doch zugegeben: Mal eben auf die Schnelle einen USB-Sitick von Freunden oder Bekannten vorne einstecken zu können, ist in der Tat eine praktische Sache.
Warum Lyngdorf allerdings sowohl der Kopfhöreranschluss, als auch die Messmikrofonbuchse an der Frontseite für 3.5-Klinke entschieden hat, so dass an letztere sogar ein (mitgelieferter) Adapter zwischengestöpselt werden muss, weiß vermutlich nur Lyngdorf selbst. Vermutlich aus optischen Gründen, um das wunderschöne, dänische Design nicht mit hässlichen Monsterbuchsen zu verschandeln. Für die USB-Buchse wird ein schwarzer Gummistopfen mitgeliefert, könnte also tatsächlich die Überlegung dahinter sein.
Externe Quellen werde ich trotz galaktischer Anschlussvielfalt jedenfalls erst mal, so wie bisher über mein Lake People DAT RS 05 einspeißen und schon im Vorfeld alles einheitlich auf den 96 kHz-Takt des Lyngdorf konvertieren. Wegen des hochwertigen Resamplings und der Femto-Clock im Lake People.
In einer ruhigen Minute werde ich später jedoch auch mal testen, was besser klingt: Tidal Connect via Gimmick-Streamer , oder ein externer Streamer über den Lake People. Gut möglich, dass das DAT-RS05 selbst beim TDAI 3400 noch das sprichwörtliche Sahnehäubchen oben drauf setzt. Mein erster Eindruck lässt es zumindest vermuten.
Zusammenfassend: Lyngdorfs gesamtheitliche Herangehensweise an das Thema Hifi-Highend ist deutlich pragmatischer als bei anderen Herstellern. Natürlich bleibt eine Schallwelle stets analog, weshalb im Highend-Bereich vielfach noch die Überzeugung vorherrscht, bei der Konstruktion eines Verstärkers wären in erster Linie hauptsächlich die analogen Baugruppen klangentscheidend.
So lange wir über die bestmögliche, reine Erhaltung von Analogsignalen sprechen, trifft das auch zu 100% zu. Allerdings sehen wir uns heutzutage auch alle mit der knallharten Realität konfrontiert, dass in Tonstudios ausschließlich nur noch digital produziert wird. Also ist es auch nur konsequent, die digitale Ebene erst so spät wie möglich zu verlassen.. Doch genau an dieser Stelle gibt es bei klassischen Wiedergabeketten einen Knackpunkt: das Analogsignal, welches ein DA-Wandler ausgibt, muss grundsätzlich erst mal immer auf analogem Wege per Vorverstärker über viele weitere analoge Umwege geleitet und geregelt werden, bevor es die Lautsprecherklemme erreicht. Aus diesem Grund gilt die Vorverstärker-Sektion eines analogen Vollverstärkers auch als die eigentlich klangrelevante Baugruppe. Die Idee von Lyngdorf besteht nun schlichtweg darin, eine analoge Vorverstärkersektion erst gar nicht mehr benötigen zu müssen, um somit auch sämtliche Verluste in diesem Zusammenhang vollständig vermeiden zu können.
Nun könnte man natürlich den Standpunkt vertreten, mit einem rein digitalen Vorverstärker und analogen Endstufen wäre dieses Ziel ebenfalls erreichbar. Stimmt, aber auf diese Weise fängt man sich dann wiederum ganz andere Probleme/Verluste ein: Reduzierung der Daten-Bits im Audiosignal für die Lautstärkeregelung. Und eines AD-Wandler bedarf es bei dieser Methode natürlich ebenfalls, der an seinem Output dann ja zusätzlich erst noch mal ein eine konstante Analogspannung liefern muss (für RCA z.B. 3,Volt). Lyngdorf hat im übertragenen Sinne hingegen eine Lösung gefunden, ein Loch zuzuschütten, ohne ein neues aufzubuddeln. Durch den vollständigen Verzicht auf einen DA-Wandler und per Umwandlung von PCM auf PWM, sowie eine Lautstärkenregelung über die variable Spannungsveränderung am Netzteil.
„Highendiger“ kann man digitale Audiosignale im Grunde nicht zum Lautsprecher bringen.
Bedeutet in der Konsequenz auch: In jedem Lautstärkenbereich klingt der TDAI 3400 gleich gut. Nicht wie bei Class AB-Verstärkern, die nach Verlassen ihres Class-A-Bereiches ab einem gewissen Pegel nur noch unter „ Class B-Bedingungen“ wiedergeben können.
Erst recht in Kombination mit dem überragend gut funktionierendem Room-Perfekt-System dürften Lyngdorf-Amps wohl für alle, denen es nicht um die Wiedergabe von alten, noch rein analog gemasterten Schallplatten geht, die derzeit sowohl die mit Abstand fortschrittlichste, als auch effizienteste Methode am Markt verkörpern.
„TDAI“ steht bei Lyngdorf übrigens für „Totally Digital Amplifier Integrated.“
Um so bemerkenswerter, dass Lyngdorf dieses Konzept in seinem TACT-Verstärker bereits schon vor über 20 Jahren eingeführt hat und seiner Zeit damit um Lichtjahre voraus war.. Freilich natürlich noch nicht im heutigen Reifegrad und für unfassbar viel Geld. Um so schöner, dass diese Technik heute nun schon ab 2000,- € kaufbar ist (TDAI 1200). Einen eigenen Hörtest lege ich daher unbedingt jedem ans Herz, der so ein Gerät noch nie gehört hat. Denn diese Verstärker klingen..... im positivsten Sinne nicht. Weil sie akustisch erst gar nicht mehr in Erscheinung treten. Ein besseres Zeugnis kann man einem Verstärker im Prinzip eigentlich erst gar nicht ausstellen.
Gesucht hatte ich eigentlich „nur“ ein erweitertes DSP für den kompletten Frequenzbereich.. Dies mündete nun in einen absolut überragenden Ausnahme-Verstärker, mit dem ich mich ohne meine DSP-Suche niemals auseinander gesetzt hätte.
Bereits mit komplett ausgeschaltetem DSP klingt diese bis ins kleinste Detail durchdachte Konstruktion von Lyngdorf, insbesondere auch durch den Wegfall nahezu sämtlicher analogen Baugruppen, um Längen besser als alles, was ich jemals bisher an Verstärkern gehört habe: Extrem sauber, ohne dass auch nur das winzigste Detail auf dem Signalweg „verschmiert“ oder „verschliffen“ wird.
Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass auch die kleineren, deutlich erschwinglicheren Modelle so manchen rein analogen oder konventionellen DA-Hochpreisverstärker mühelos an die Wand spielen. Und somit auch die Marschrichtung für das Hifi der Zukunft definieren. Denn bereits schon im Tonstudio wird digital abgemischt. Daher ist es auch nur konsequent diese Ebene erst, wie bereits plädiert, möglichst erst unmittelbar vor der Lautsprecherklemme verlassen zu müssen. Außer Lyngdorf kenne ich keinen anderen Hersteller der das alles in dieser knallharten Konsequenz anbietet.
Beim TDAI 3400 sind die 2 x 400 Watt an 4 Ohm übrigens kein reiner Selbstzweck ( die meisten Lautsprecher dürfte da eh deutlich drunter liegen), sondern eher als sinnvolle Reserve gedacht, da das durch Room Perfect korrigierte Signal ja stets unter die 0-db-Linie gewuppt wird. Durch die komplette Rauschfreiheit des Gerätes besteht diesbezüglich natürlich auch viel mehr Spielraum. Was eine höhere Ausgangsleistung dann wiederum erstrebenswert macht. Die Lautstärkeregelung erfolgt übrigens in wirklich seeeeeehr kleinen Schritten. Und in den allermeisten Fällen gehen Lautsprecher ja nicht durch die eigentliche Überlastung, sondern einen hohen Verzerrungsgrad kaputt. Wer darüber hinaus dennoch auf „Nummer sicher“ gehen möchte: Der TDAI 3400 hat zusätzlich einen Signal-Limiter, sowie eine Voreinstellungsmöglichkeit für die maximale Lautstärke an Bord.
Das Streben nach der „reinen Lehre“ im High-End-Bereich hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Nur orientiert sich diese aber halt immer an den Rahmenbedingungen. Sobald auch nur eine einzige Komponente in der Aufnahme-Wiedergabekette digital erfolgt, sind sämtliche analogen Bauteile nur noch notwendiger Ballast, bei denen es im Prinzip dann eigentlich nur noch darum geht, so wenig Rauschen, Klirr oder Dynamikeinbußen wie möglich oben drauf zu packen. Woraus dann letztendlich die für analoge Highend-Geräte allgemein erforderlichen Materialschlachten resultieren.
Ohne Analogteile geht es nun mal leider nicht, da schließlich niemand von uns Bits hören kann. Aber genau deshalb ist es auch so wichtig, diese nicht nur so hochwertig wie möglich auszuführen, sondern vor allem auch auf das absolute Minimum zu beschränken.
Ungeachtet des überwiegend „digitalen“ Konstruktionsanteiles dürften auch Fans von Röhrenverstärkern tatsächlich im warsten Sinne des Wortes mit dem Lyngdorf „warm“ werden. Denn die fließende und nahtlos identische Wiedergabequalität in jeder Lautstärke durch die spezielle Ansteuerung der MOSFETS erinnert sehr stark an genau diesen Vorzug der guten alten Glühkolben.
Sämtliche Lyngdorf-Verstärker bieten aber auch rein praktische Vorteile:
Der Blick links und rechts von festgetrampelten Pfaden lohnt letztendlich immer. Noch vor wenigen Wochen hätte ich vermutlich jeden, der mir prophezeit hätte, dass ich eines Tages meinen heißgeliebten Yamaha jemals gegen eine Class-D-Konstruktion eintauschen würde, für verrückt erklärt. Aber es ist nun mal eine alte Binsenweisheit: Neben der Einsatzart einer Technologie ist deren technische Umsetzung oftmals viel entscheidender
So ging es auch mir schon etwas länger , seit ich von der Trinnov-Idee der „dreidimensionalen Erfassung eines Hörraumes per DSP“ angefixt wurde. Aber schnell war klar: Weit jenseits meiner finanziellen Möglichkeiten.
Eines Tages erhielt ich dann per Newsletter meines Hifi-Händlers eine Information, dass er ab sofort Lyngdorf vertreibt.Was sofort mein Interesse weckte, weil sich mir nun erstmals und unverbindlich die Möglichkeit bot, das in diesen Geräten verbaute „Room Perfect“-System, einmal „live“ zu testen. Auch deshalb, weil mir Marketing-Versprechen wie „intelligente Erfassung ihres Hörraumes“ und erst recht „ bestes System der Welt“ ehrlich gesagt doch schon sehr reißerisch und plakativ erschienen.
An anderer Stelle habe ich ja schon über den Verlauf dieses Hörtestes berichtet. Ob Room Perfect nun wirklich „das beste der Welt“ ist, lasse ich allein schon mangels Vergleich der Wettbewerbsprodukte dahingestellt. Aber die in einem anderen Thread ja schon geschilderte Demonstration war tatsächlich derart überzeugend, dass ich unweigerlich begann darüber nachzudenken, wie ich mir diesen nicht gerade billigen Boliden eventuell leisten könnte. Denn der Sparstrumpf alleine reichte dafür nicht aus.
Aber durch die Möglichkeit, gleich drei wesentliche Geräte in meiner aktuellen Kette ohne Qualitätsverluste einsparen und somit auf den Gebrauchtmarkt bringen zu können, ging die Rechnung unterm Strich als 0-0-Gleichung erfreulicherweise auf.
Doch all das dürfte euch sicher viel weniger interessieren, als mein Erfahrungsbericht:
Bevor wir aber zu Room Perfect kommen, erst mal ein paar elementare Anmerkungen zur Verstärker-Konstruktion.
Zunächst sprechen wir vom Grundprinzip her über einen Class-D-Verstärker. Unter Audiophilen gilt diese Bauweise nachvollziehbarerweise, weil das Audiosignal (bei konventioneller Ausführung) laienhaft ausgedrückt vorab in viele kleine Stückchen „zerhackt“ wird, um die Endstufentransistoren schaltimpulsähnlich befeuern zu können, als absolut indiskutabel.
Lyngdorf hingegen geht einen viel eleganteren Weg: Bereits das eingehende, digitale Audiosignal wird, nach dem es die digitale Eingangsstufe durchlaufen und auf einen Festtakt von 96 kHz konvertiert wurde, erst gar nicht gewandelt, sondern in ein sogenanntes „PWM“-Signal überführt. Dieses treibt dann sozusagen „unzerkaut“ direkt und ohne weitere Umwege die MOSFETS an.
Bis zur Lautsprecherklemme ist somit anschließend kaum noch was im Weg.
Auf diese Weise bleibt das Signal extrem lange auf der digitalen Ebene und wird erst „kurz vor Schluss“ -also wirklich erst im allerletzten Moment - analog. Neben einer superpräzisen Ansteuerung erreicht Lyngdorf dadurch eine gewaltige Impulstreue und kann dank Einsatz allerbester Bauteile auf Gegenkopplung verzichten. Vereinfacht ausgedrückt: Im TDAI 3400 befindet sich kein DA-Wandler, weil er im Prinzip selbst einer ist. Das unterscheidet ihn faktisch komplementär von sämtlichen anderen Verstärker-Konstruktionen mit Digitaleingängen am Markt. Oder einer Kombination aus gesondertem AD-Wandler und analogem Vollverstärker.
Ein (stets qualitätsmindernders) Poti für die Lautstärkenregelung benötigt Lyngdorf ebenfalls nicht. Statt den analogen Maximum-Pegel per Poti zu drosseln, verändert der Drehknopf auf der Gehäusefront lediglich die Stromzufuhr.
Was bei einem analogen Verstärker mit DA-Wandler vermutlich einer klanglichen Bankrotterklärung gleich kommen würde, schreit im Rahmen der Lyngdorf-Konstruktion geradezu danach: Einem Schaltnetzteil, ohnehin ideal für alles, was auf rein digitaler Ebene geschieht. Hier konnte Lyngdorf Bruno Putzey bei der Entwicklung mit ins Boot nehmen. Einen der namhaftesten Spezialisten auf diesem Gebiet, der bereits schon für Hypex und Kii bahnbrechendes an den Start gebracht hat.
Damit erschöpfen sich die Innovationen beim TDAI 3400 aber immer noch nicht. Eine weitere Besonderheit ist die sogenannte „ Intersample Clipping-Correction“-Funktion: Gerade bei Popmusik-Produktionen wird im Tonstudio häufig mit viel zu hohen Pegeln aufgenommen, so dass Oberwellen abgeschnitten werden und die ursprüngliche Signalwellenform regelrecht kollabiert (Clipping). Dies führt dann zur allseits bekannten Tonqualitätsverschlechterung. Der TDAI 3400 erkennt diese Verluste, passt die digitale Reserve schon während des laufenden Audiosignals ab und rekonstruiert in Echtzeit in die ursprüngliche Form zurück..
Nun aber zu Room Perfect. Beziehungsweise erst mal zum „faktisch gesicherten“ Teil.
Wichtig auch zu wissen: Es stellt sich nicht nur den klangdezimierenden Einflüssen des Hörraumes entgegen, sondern egalisiert gleichzeitig ein Class-D-typisches Problem: Frequenzgangwelligkeiten bei impedanzverlaufskritischen Lautsprechern
Das Verfahren unterscheidet grundsätzlich zwei Schritte. Im ersten wird zunächst wie gewohnt ein Messmikrofon am Sitzplatz aufgestellt. Anhand von sehr speziellen Testtönen, die in der Lage sein sollen, auch den ursprünglichen Klangkarakter einer Lautsprecherbox vom reflektierten Schall des Hörraumes messtechnisch zu separieren, erfolgt hier eine erste Analyse vom Sitzplatz aus (Focus Position)
Im zweiten Step verlangt Room Perfekt, um alle Eigenheiten das Raumes kennenzulernen, nach weitere Messungen , bei denen das Mikro so lange an willkürlichen Orten aufgestellt werden soll, bis mindestens 90% des Hörraumes erkannt wurde. Jeweils im Abstand von mindestens 50 cm (auch zu Wänden), nie auf der selben Ebene, aber egal wie. Das Mikrofon bei mir gemäß Bedienungsanleitung völlig willkürlich, mal in die Ecke, mal Richtung Fußboden, aber auch zur Decke hin ausgerichtet. Vorsorglich – weil ich dem Braten mit den zufälligen Positionen, trotz der eindrucksvollen Demonstration beim Händler noch immer nicht so recht über den Weg traute – habe ich zumindest eine mir selbst verordnete Reihenfolge eingehalten: Beginnend in Hörplatznähe, anschließend in zunehmend weiterer Entfernung.
Vor der Einmessung wollte der TDAI 3400 von mir wissen, wie weit entfernt die Lautsprecher und meine beiden Subwoofer von der "Focus" Position stehen. Überhaupt gibt es für sämtliche Lautsprecher eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten, das vorhandene Lautsprecher-Setup an die eigenen Bedürfnisse anzugleichen: Nicht nur Übergangsfrequenzen und Filtertypen, sondern auch Boxenindividuelle Zielfrequenzgangverläufe können eingestellt werden. Sogar die zeitliche Verzögerung /Latenz der lokalen,digitalen Baugruppen im Subwoofer lassen sich eingeben (= wichtig, wenn beispielsweise ein eigenständiges DSP darin verbaut ist) . Für meine Anwendung war speziell die manuelle Eingabemöglichkeit für die Lautsprecherabstände eine sinnvolle Sache, da ich keine Möglichkeit habe, die Subwoofer etwas weiter nach vorne zu rücken, als die Standlautsprecher (was einentlich notwendig wäre). Denn da sind leider Türen im Weg.
Weiterhin bietet der Lyngdorf eine Möglichkeit, ultratief zu trennen, z.B. um auch wirklich nur das Frequenzspektrum der Lautsprecherboxen nach unten hin zu ergänzen, ohne die Klangkarakteristiken von Box und Sub im Hörbereich vermischen zu müssen.
Die Testtöne von Room Perfect erklingen höchst unkonventionell. Für den Bassbereich eine Art „wobbeln“, Der Hoch-Mitteltonbereich wird durch eine Art „mehrklängig-summendes UFO-Geräusch ausgelotet“, welches an den gedrückten Accord auf einem Keyboard erinnert..
Auf der Seite von 3 H findet man hier ein recht anschauliches, deutschsprachiges Video, wenn man etwas runterscrollt: https://3-h.de/lyngdorf-startseite/
Womit ich nun an dem Punkt angelangt bin, wo es meinerseits eher in den Bereich der Spekulation geht. Ich vermute, das diese spacigen Geräusche eine Art Abtastraster innerhalb des Frequenzbandes markieren, an deren Eckpunkten die psychoakustische Wahrnehmung ganz besonders bedeutsam ist. Ähnlich einem Rechen mit unzähligen Zinken. Die Korrekturen werden dann vermutlich anschließend alle kanalgetrennt so gegeneinander „gemittelt“, dass davon eine Art „durchschnittliches Raumeinflussprofil erstellt und gegen die Hörplatzmessung gespiegelt werden kann. Was die willkürlichen Messungen anbelangt, so denke ich, generiert das DSP daraus möglicherweise nach dem Ausschlußverfahren unter Einbeziehung von rechnerischen Unbekannten und Konstanten das dreidimensionale akustische Modell zwecks Erstellung der FIR und IIR-Filter. für die Korrekturkurve. Aber wie gesagt: Alles nur Rätselraten und Kaffesatzleserei
Natürlich kann kein DSP der Welt Nachhallzeiten eines Hörraumes kompensieren. Aber zumindest möglicht optimal darin integrieren. Und genau das gelingt Room Perfekt mit Bravour. Denn allein schon das Wissen darüber, bei was es sich um Reflexionsschall und bei es sich um Direktschall handelt, dürfte für die automatische Korrektur von hohem Nutzwert sein.
Anders kann ich es mir auch nicht erklären, wie Room Perfekt nun auch in unserem L-förmigen Wohnzimmer zu einem derart überzeugendem Wiedergabe-Resultat kommt. Sänger, Instrumente und Details sind (vergleichbar einem Kopfhörer) messerscharf zu orten. Die akustische Bühne unterscheidet sich -so wie es ja auch sein soll – komplett von Aufnahme zu Aufnahme, Und selbstredend sind natürlich auch sämtliche Raummoden beseitigt.
Um herauszufinden, ob es sich bei Room Perfect nicht einfach nur um marketingtechnisch hübsch verpackte, stinknormale Mehrpunktmessung handelt, machte ich die Probe aufs Exempel. Diesmal stellte ich die Mikrofone an völlig anderen Stellen auf. Denn bei einer „Mogelpackung“ würde sich dann logischerweise ja auch der Klang verändern. Was aber nicht passiert ist. Lediglich die individuell ausgewiesenen Fortschrittsangaben in % nach jeder Einzel-Messung erhöhten sich nach jeder neuen Mikrofonaufstellung unterschiedlich.
Ebenfalls eine feine Sache: vor jeder Room Perfect-Einmessung meldet der TDAI 3400 nicht einfach nur, ob der Lautstärkepegel am Gerät zu leise oder zu laut eingestellt ist. Er spricht sogar eine Empfehlung in db für einen Einstellwert aus. Weil es bei uns zuhause zufällig genau die selben +19 db waren wie beim Händler, wollte ich überprüfen, ob diese 19 db einfach nur eine grundsätzliche Empfehlung sind, oder auf eine tatsächliche Messung basieren. Zu diesem Zweck schaltete ich die beiden Subwoofer aus. Und siehe da: Nun empfand der TDAI3400 „21 db“ als sinnvoll.
Besonderes Lob verdient die „Voicing-Funktion“ des Lyngdorf. Hierüber lassen sich nicht nur vorgegebene Presets abrufen (z.B. mehr Bassdruck für Heimkino-Anwendungen), vielmehr ist auch eine sinnhafte Anpassungen an das eigene Hörempfinden möglich. Bei mir ist es beispielsweise so, dass ich einen linear verlaufenden Grundtonbereich zwischen 100 und 200 Hz subjektiv als überproportional dominierend empfinde. Der TDAI 3400 erlaubt die Gestaltung eigenständiger Profile, die sich nicht nur individuell "beschriften" lassen, sondern auch die daraus resultierende Kurve ausweisen. Vom Sitzplatz aus kann ich nun über die Fernbedienung unter „Voicings“ meine Eigenkreation „Grundton“ anwählen und auf dem überproportional großen, und somit auch in relativ weiter Entfernung gut ablesbarem Geräte-Display gut erkennen.
By the way: Selbst für die Standdard-Klangregler ( Bässe und Höhen) lassen sich die Eckfrequenzen herzgenau vorgeben. Im Endeffekt lässt damit also jede nur erdenkliche "Kippe" einfach und schnell realisieren.
Bedienung: Englischsprachig, aber alles gewohnte Begriffe aus dem Hifi-Hobby, die niemanden vor größere Verständnisprobleme stellen dürften. Darüber hinaus erhält man im Netz (über die Homepage des Lyngdorf Deutschland-Vertriebs „3H“ ) zusätzlich eine sehr gute Bedienungsanleitung in deutscher Sprache.
Bereits schon unmittelbar nach dem Anschluss an das Stromnetz fragt der TDAI3400 als allererstes nach der „üblichen Zahlenkolonne“: dem Netzwerkschlüssel des im Haushalt werktätigen Routers. Was über die mitgelieferte Fernbedienung (Eingabe innerhalb jeder Ziffer per up/down/ok-Bestätigung) gut gelingt. Diese ist übersichtlich, piksauber verarbeitet, ihr Plastikgehäuse wirkt gegenüber dem sehr hohen Fertigungsniveau des Gerätes selbst aber nicht wirklich angemessen. Diesem entspricht schon eher das mitgelieferte Messmikrofon und das sehr praxisgerechte Mikrofon-Stativ, mit welchem sich selbst die wüstesten Micrö-Ausrichtungen realisieren lassen.
Die Lyngdorf Remote App habe ich mir (bereits schon vor dem Auspacken des Verstärkers aus dem Karton) aufs Smartphone geladen. Sie erkannte das Gerät sofort. Ihre Oberfläche gestaltet sich intuitiv und erlaubt von der Startoberfläche aus die Bedienung der Grundfunktionen. Schmankerl: der große Lautstärkeregler auf der Gerätefront findet man dort ebenfalls als virtuelles Bedienelement. Wer zu den detaillierteren Geräteeinstellung gelangen möchte, betätigt den darunter positionierten Button " OPEN DEVICE IN BROWSER" und taucht auf diesem Wege über das Netzwerk (in welche das Mobilgerät und der TDAI gleichermaßen eingebunden sind) gewissermaßen in die tiefergreifenden Einstellungen des Lyngdorf ab, welche zum reinen Musikhören nicht erforderlich sind: Toll gemacht !
Unter „Room Perfect“ findet man auch einen „Schritt-für-Schritt“-Assistent, um den Nutzer gewissemaßen „ans Händchen“ zu nehmen. Gerade in der Anfangsphase, so lange man noch nicht so häufig mit Room Perfect gearbeitet hat, sehr empfehlenswert, da absolut "idiotensicher".
Auch deshalb, weil hierdurch automatisch die Löschung aller bisherigen Room Perfect-Daten erzwungen wird. Dadurch können keine Messungen von eventuellen Bedienungsfehlern im Vorfeld mit reinrutschen. Genial gemacht!
Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch: Möchte man in die Einstellungen fürs Voicing, gelingt das nur per Tablet. Versucht man es über ein Smartphone, verbietet die App dies, unter Verweis auf die für diesen Zweck nicht ausreichende Bildschirmgröße. Zwar nachvollziehbar, weil dann alles nur noch in Ameisengröße erkennbar wäre. Aber nicht jeder nutzt ein Tablet. Eine zumindest abgespeckte Anzeigefunktion wäre hier sinnvoll, damit man die PEQs auch über das Smartphone per App einrichten kann. Eine andere Sache, auf die Lyngdorf viel deutlicher hinweisen sollte: Eine Bedienung der App ist über den Browser von Samsung nicht möglich. Besitzer von Samsung-Handys müssen sich vorher also einen anderen draufladen, z.B. Firefox. Kein Beinbruch, aber man muss es halt wissen. Und auch wenn die Menüführung in Englisch mir keine Probleme bereitet hat, so wäre eine Umschaltung auf deutsch trotz dem sehr sinnvoll. Und wenn sich, so wie bei mir dann auch noch permanent der Google-Übersetzer in die App einklingt, gibt die dadurch entstehende „pseudodeutsche“ Menüführung plötzlich Rätsel auf. Denn wenn dieser nun Begriffe wie „Speißekarte“, „gewinnen“ oder „Geschäft“ auf die Buttons pfeffert, kommt nicht jeder zwingend sofort auf die Idee, dass damit „Menü“, „maximieren“ und „speichern“ gemeint ist.
Ebenfalls noch verbesserungswürdig, aber vermutlich liegt hier das Problem eher bei Tidal und nicht bei Lyngdorf: Tidal Connect. Mit einfachen Worten erklärt handelt es sich hierbei um eine Funktion, bei der Tidal den Lyngdorf übers Netz in seine eigene Funktionalität mit einbindet. Vorgehensweise: Per üblicher Eingangswahl schaltet man statt auf einen tatsächlich physisch vorhandenen Eingang auf einen virtuellen, welcher hier sinnigerweise auch tatsächlich als „Tidal“ bezeichnet wird. Geht man nun in seinen Tidal-Account und wählt dort einen Song aus, befindet sich darüber ein Lautsprecher-Symbol, hinter dem man nun auswählen kann, ob die Wiedergabe über das gerade lokal verwendete Endgerät (Smartphone, Tablet etc) oder über den Lyngdorf erfolgen soll. Eigentlich recht simpel..... zumindest in der Theorie. In der Praxi taucht der TDAI hinter diesem Symbol häufig erst gar nicht auf. Erst nach mehrmaligem öffnen und schließen der App (oft erst nach unzumutbar vielen Fehlversuchen) steht er zur Auswahl. Wohl noch eine Kinderkrankheit von Tidal Connect.
Im Endeffekt ließen sich aber all diese Dinge aber sicher durch ein simples Software-Update aus dem Weg räumen. Kommt ja vielleicht noch
Eine sehr feine Sache hingegen ist der modulare Aufbau des Lyngdorf. HDMI oder weitere analoge Anschlüsse muss man nicht zwingend mitkaufen. Beides ist optional als Steckmodul erhältlich. Wer das alles nicht braucht, so wie ich, spart richtig viel Geld. Wäre ich gezwungen gewesen, den ganzen Kram mit dabei zu haben, hätte der UPE schon fast die 6500,- €-Marke erreicht, da bei Lyngdorf verständlicherweise keine Baugruppe hinter den eigen, hohen Qualitätsstandards hinterherhinken darf.
Bereits in der Grundausstattung bietet der TDAI 3400 die brachiale Anzahl von 7 digitalen Eingängen, einschließlich meinem Lieblingsanschluss AES EBU. So viele Zuspielgeräte besitze ich noch nicht mal annähernd. Unter Einbeziehung des Lake People DAT RS 05 werden es sogar noch ein paar mehr.
Und weil auch die Software des Lyngdorf jederzeit upgedatet werden kann, ist man bestens für die Zukunft gerüstet.
Im TDAI 3400 ist - insbesondere für die angesprochene Nutzung von Tidal Connect - ein Streamer mit MQA-Decoder verbaut. Diesen werde ich erst noch testen. Normalerweise sind solche eingebauten Gimmicks ja nicht mein Fall. Dennoch gibt es in dieser Konstellation einen unbestreitbarer Vorteil: Der eingebaute Streamer greift auf die selbe interne Clock wie der komplette interne Rest zu, was Jitter innerhalb der INTERNEN Signalverarbeitung defacto vollständig verhindert. Hier stellt sich dann wiederum eher die Frage nach der Güte der internen Clock nebst Sampelrate-Converter. In dieser Hinsicht ist der Lake People mit seiner Resampling-Funktion ja eine absolute Bank, so dass nachgelagerte Elektronik dann von all diesen Aufgaben komplett entbunden werden kann. Ob sich durch ihn allerdings auch MQA-codierte Signale schleußen lassen, gilt es erst noch festzustellen. Selbst Lake People selbst hat das noch nicht ausprobiert, werde von Herr Reim diesbezüglich aber sicher noch eine Rückinfo bekommen, so bald man dies in Konstanz getestet hat. Ein erster Check meinerseits mit einem MQA-tauglichen Streamer war nicht wirklich zielführend: Er spielte sein Signal zwar ohne zu murren über den TDAI 3400 ab, auch sein Ausgang stand auf MQA, aber die MQA-Anzeige im TDAI 3400 selbst reagierte nicht.... Also noch eine offene Frage. Wenn ich irgendwann mal Zeit und Lust habe, lege ich eine zusätzliche, direkte Verbindung am Lake People vorbei, um zu sehen, ob der TDAI 3400 zugespielte, MQA-codierte Signale evtl. lediglich nicht als solche anzeigt (bzw. nur der interne Streamer), aber dennoch so verarbeitet.
Über das lokales Netzwerk oder die USB-Anschlüsse kann man weiterhin per DLNA / UPnP auf eine externe Musikbibliothek zugreifen. Desweiteren auch auf Streaming-Diensten wie Roon Ready, Spotify Connect und Airplay sowie natürlich auch auf Internetradio. Brauch ich persönlich zwar alles nicht, außer gelegentlich vielleicht mal das Internetradio, aber bei anderen TDAI 3400-Besitzern könnte das möglicherweise durchaus ein Kaufargument sein. Doch zugegeben: Mal eben auf die Schnelle einen USB-Sitick von Freunden oder Bekannten vorne einstecken zu können, ist in der Tat eine praktische Sache.
Warum Lyngdorf allerdings sowohl der Kopfhöreranschluss, als auch die Messmikrofonbuchse an der Frontseite für 3.5-Klinke entschieden hat, so dass an letztere sogar ein (mitgelieferter) Adapter zwischengestöpselt werden muss, weiß vermutlich nur Lyngdorf selbst. Vermutlich aus optischen Gründen, um das wunderschöne, dänische Design nicht mit hässlichen Monsterbuchsen zu verschandeln. Für die USB-Buchse wird ein schwarzer Gummistopfen mitgeliefert, könnte also tatsächlich die Überlegung dahinter sein.
Externe Quellen werde ich trotz galaktischer Anschlussvielfalt jedenfalls erst mal, so wie bisher über mein Lake People DAT RS 05 einspeißen und schon im Vorfeld alles einheitlich auf den 96 kHz-Takt des Lyngdorf konvertieren. Wegen des hochwertigen Resamplings und der Femto-Clock im Lake People.
In einer ruhigen Minute werde ich später jedoch auch mal testen, was besser klingt: Tidal Connect via Gimmick-Streamer , oder ein externer Streamer über den Lake People. Gut möglich, dass das DAT-RS05 selbst beim TDAI 3400 noch das sprichwörtliche Sahnehäubchen oben drauf setzt. Mein erster Eindruck lässt es zumindest vermuten.
Zusammenfassend: Lyngdorfs gesamtheitliche Herangehensweise an das Thema Hifi-Highend ist deutlich pragmatischer als bei anderen Herstellern. Natürlich bleibt eine Schallwelle stets analog, weshalb im Highend-Bereich vielfach noch die Überzeugung vorherrscht, bei der Konstruktion eines Verstärkers wären in erster Linie hauptsächlich die analogen Baugruppen klangentscheidend.
So lange wir über die bestmögliche, reine Erhaltung von Analogsignalen sprechen, trifft das auch zu 100% zu. Allerdings sehen wir uns heutzutage auch alle mit der knallharten Realität konfrontiert, dass in Tonstudios ausschließlich nur noch digital produziert wird. Also ist es auch nur konsequent, die digitale Ebene erst so spät wie möglich zu verlassen.. Doch genau an dieser Stelle gibt es bei klassischen Wiedergabeketten einen Knackpunkt: das Analogsignal, welches ein DA-Wandler ausgibt, muss grundsätzlich erst mal immer auf analogem Wege per Vorverstärker über viele weitere analoge Umwege geleitet und geregelt werden, bevor es die Lautsprecherklemme erreicht. Aus diesem Grund gilt die Vorverstärker-Sektion eines analogen Vollverstärkers auch als die eigentlich klangrelevante Baugruppe. Die Idee von Lyngdorf besteht nun schlichtweg darin, eine analoge Vorverstärkersektion erst gar nicht mehr benötigen zu müssen, um somit auch sämtliche Verluste in diesem Zusammenhang vollständig vermeiden zu können.
Nun könnte man natürlich den Standpunkt vertreten, mit einem rein digitalen Vorverstärker und analogen Endstufen wäre dieses Ziel ebenfalls erreichbar. Stimmt, aber auf diese Weise fängt man sich dann wiederum ganz andere Probleme/Verluste ein: Reduzierung der Daten-Bits im Audiosignal für die Lautstärkeregelung. Und eines AD-Wandler bedarf es bei dieser Methode natürlich ebenfalls, der an seinem Output dann ja zusätzlich erst noch mal ein eine konstante Analogspannung liefern muss (für RCA z.B. 3,Volt). Lyngdorf hat im übertragenen Sinne hingegen eine Lösung gefunden, ein Loch zuzuschütten, ohne ein neues aufzubuddeln. Durch den vollständigen Verzicht auf einen DA-Wandler und per Umwandlung von PCM auf PWM, sowie eine Lautstärkenregelung über die variable Spannungsveränderung am Netzteil.
„Highendiger“ kann man digitale Audiosignale im Grunde nicht zum Lautsprecher bringen.
Bedeutet in der Konsequenz auch: In jedem Lautstärkenbereich klingt der TDAI 3400 gleich gut. Nicht wie bei Class AB-Verstärkern, die nach Verlassen ihres Class-A-Bereiches ab einem gewissen Pegel nur noch unter „ Class B-Bedingungen“ wiedergeben können.
Erst recht in Kombination mit dem überragend gut funktionierendem Room-Perfekt-System dürften Lyngdorf-Amps wohl für alle, denen es nicht um die Wiedergabe von alten, noch rein analog gemasterten Schallplatten geht, die derzeit sowohl die mit Abstand fortschrittlichste, als auch effizienteste Methode am Markt verkörpern.
„TDAI“ steht bei Lyngdorf übrigens für „Totally Digital Amplifier Integrated.“
Um so bemerkenswerter, dass Lyngdorf dieses Konzept in seinem TACT-Verstärker bereits schon vor über 20 Jahren eingeführt hat und seiner Zeit damit um Lichtjahre voraus war.. Freilich natürlich noch nicht im heutigen Reifegrad und für unfassbar viel Geld. Um so schöner, dass diese Technik heute nun schon ab 2000,- € kaufbar ist (TDAI 1200). Einen eigenen Hörtest lege ich daher unbedingt jedem ans Herz, der so ein Gerät noch nie gehört hat. Denn diese Verstärker klingen..... im positivsten Sinne nicht. Weil sie akustisch erst gar nicht mehr in Erscheinung treten. Ein besseres Zeugnis kann man einem Verstärker im Prinzip eigentlich erst gar nicht ausstellen.
Gesucht hatte ich eigentlich „nur“ ein erweitertes DSP für den kompletten Frequenzbereich.. Dies mündete nun in einen absolut überragenden Ausnahme-Verstärker, mit dem ich mich ohne meine DSP-Suche niemals auseinander gesetzt hätte.
Bereits mit komplett ausgeschaltetem DSP klingt diese bis ins kleinste Detail durchdachte Konstruktion von Lyngdorf, insbesondere auch durch den Wegfall nahezu sämtlicher analogen Baugruppen, um Längen besser als alles, was ich jemals bisher an Verstärkern gehört habe: Extrem sauber, ohne dass auch nur das winzigste Detail auf dem Signalweg „verschmiert“ oder „verschliffen“ wird.
Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass auch die kleineren, deutlich erschwinglicheren Modelle so manchen rein analogen oder konventionellen DA-Hochpreisverstärker mühelos an die Wand spielen. Und somit auch die Marschrichtung für das Hifi der Zukunft definieren. Denn bereits schon im Tonstudio wird digital abgemischt. Daher ist es auch nur konsequent diese Ebene erst, wie bereits plädiert, möglichst erst unmittelbar vor der Lautsprecherklemme verlassen zu müssen. Außer Lyngdorf kenne ich keinen anderen Hersteller der das alles in dieser knallharten Konsequenz anbietet.
Beim TDAI 3400 sind die 2 x 400 Watt an 4 Ohm übrigens kein reiner Selbstzweck ( die meisten Lautsprecher dürfte da eh deutlich drunter liegen), sondern eher als sinnvolle Reserve gedacht, da das durch Room Perfect korrigierte Signal ja stets unter die 0-db-Linie gewuppt wird. Durch die komplette Rauschfreiheit des Gerätes besteht diesbezüglich natürlich auch viel mehr Spielraum. Was eine höhere Ausgangsleistung dann wiederum erstrebenswert macht. Die Lautstärkeregelung erfolgt übrigens in wirklich seeeeeehr kleinen Schritten. Und in den allermeisten Fällen gehen Lautsprecher ja nicht durch die eigentliche Überlastung, sondern einen hohen Verzerrungsgrad kaputt. Wer darüber hinaus dennoch auf „Nummer sicher“ gehen möchte: Der TDAI 3400 hat zusätzlich einen Signal-Limiter, sowie eine Voreinstellungsmöglichkeit für die maximale Lautstärke an Bord.
Das Streben nach der „reinen Lehre“ im High-End-Bereich hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Nur orientiert sich diese aber halt immer an den Rahmenbedingungen. Sobald auch nur eine einzige Komponente in der Aufnahme-Wiedergabekette digital erfolgt, sind sämtliche analogen Bauteile nur noch notwendiger Ballast, bei denen es im Prinzip dann eigentlich nur noch darum geht, so wenig Rauschen, Klirr oder Dynamikeinbußen wie möglich oben drauf zu packen. Woraus dann letztendlich die für analoge Highend-Geräte allgemein erforderlichen Materialschlachten resultieren.
Ohne Analogteile geht es nun mal leider nicht, da schließlich niemand von uns Bits hören kann. Aber genau deshalb ist es auch so wichtig, diese nicht nur so hochwertig wie möglich auszuführen, sondern vor allem auch auf das absolute Minimum zu beschränken.
Ungeachtet des überwiegend „digitalen“ Konstruktionsanteiles dürften auch Fans von Röhrenverstärkern tatsächlich im warsten Sinne des Wortes mit dem Lyngdorf „warm“ werden. Denn die fließende und nahtlos identische Wiedergabequalität in jeder Lautstärke durch die spezielle Ansteuerung der MOSFETS erinnert sehr stark an genau diesen Vorzug der guten alten Glühkolben.
Sämtliche Lyngdorf-Verstärker bieten aber auch rein praktische Vorteile:
- Minimalste Wärmeentwicklung, Einbau im Schrank: kein Problem.
- Relativ geringes Gewicht, so dass sich leichte Regalbretter nicht sofort durchbiegen und man das Gerät bei Bedarf somit auch einfache schnell mal rausziehen kann, ohne sich gleich einen Bruch zu heben.
Der Blick links und rechts von festgetrampelten Pfaden lohnt letztendlich immer. Noch vor wenigen Wochen hätte ich vermutlich jeden, der mir prophezeit hätte, dass ich eines Tages meinen heißgeliebten Yamaha jemals gegen eine Class-D-Konstruktion eintauschen würde, für verrückt erklärt. Aber es ist nun mal eine alte Binsenweisheit: Neben der Einsatzart einer Technologie ist deren technische Umsetzung oftmals viel entscheidender
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