Heute Vormittag hatte ich die Möglichkeit, mir den kleinen Bruder, den TDAI 1120 anzuhören.
Ich nun gestern ebenfalls. Vorher hatte ich im WWW erst mal ein paar Tests und Videos gegoogelt. Was ich dabei sehr erschreckend fand: Trotz vieler positiver Beurteilungen haben sich viele noch gar nicht mal die Mühe gemacht, tiefer in die Technik einzusteigen. Wo ich sogar herzhaft lachen musste, war ein Fall, wo jemand unmittelbar nach der Einmessung der Fokus-Position abgehört hat und sich wunderte, warum es sofort anders känge, sobald man den Kopf bewegt.
Das eigentliche Room-Perfect-Prozedere haben die erst gar nicht durchgeführt, weil sie nicht verstanden haben, dass dies der eigentliche Bestandteil für die dreidimensionale Raumerfassung ist. In einem anderem YT-Filmchen monierte einer, der Sänger stände zu weit hinten im Raum,und die Bühne wäre zu schmal, im Vergleich zu einem tausene Euro teureren NAD M10V2.
Nachdem ich gestern wie gesagt ebenfalls mal einen Hörtest gemacht und wie hier im Forum auch schon öfter mal vorgeschlagen, mit einem Kopfhörer querverglichen habe, stellte sich wieder einmal mehr heraus, was für abenteuerliche Sachen manchmal im Netz rumschwirren. Denn das, was da beim NAD M10V2 als "größere Bühne" beschrieben wurde, waren in Wirklichkeit vermutlich nichts anderes als Reflexionen des Hörraums. Schlussfolgere ich daraus, dass Instrumente, die unmittelbar auf dem linken oder rechten Kanal musizierten, beim Lyngdorf mit aktiviertem Room Perfect selbst dort noch extrem ortungsscharf zu lokalisieren waren, während diese Bühnenrandbereiche sofort verschmierten, sobald man Room Perfect ausschaltete. Und was den geschilderten "Sänger zu weit hinten stehend" anbelangt, entsprach dies exakt der Abbildung über Kopfhörer. Wobei anzumerken ist, dass es aber auch andere Aufnahmen gibt, wo der Interpret mit Room Perfect auch weiter vorne steht. Das alles mag vermutlich nicht jeder leiden, ist im Endeffekt jedoch nichts anderes als das, was sich der Toningenieur bei der Aufnahme ausgedacht hat. Unterm Strich hörte es sich tatsächlich so an, als ob
wirklich nur sämtliche Einflüsse des Hörraumes rausgefiltert waren. Denn dieser Händler demonstrierte mir auch etwas, das ich immer noch fast nicht glauben kann: Er stellte anschließend zum Beweis eine der Boxen unmittelbar in die Ecke, die andere einen knappen Meter von der Wand weg und winkelte sie auch noch anders ein. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Nach einer neuen Room-Perfect-Einmessung klang es mit verschlossenen Augen tatsächlich so, als wären beide immer noch genau gleich aufgestellt, wie vorher. Keine Ahnung wie so was geht. Aber es war so was von verblüffend, dass ich nun tatsächlich über einen Verstärkerwechsel nachdenke. Was da meine Gehörgänge erreichte, war eine komplett neue Erfahrung und stellte alles in den Schatten, was ich je zuvor an elektronischen Komponenten gehört habe. Mit Superlativen bin ich eigentlich immer sehr vorsichtig. Aber das hier war geradezu revolutionär. Und das bei einem kombinierten Gerät, das ein Midi-Format hat, gerade mal so viel wiegt wie ein besserer CD-Plauyer und jedes Klopfen gegen das Gehäuse mit geradezu gähnender Leere im Inneren quitiert. Das einzige, was mich noch ein wenig abschreckt, ist die für meinen nicht gerade kleinen Hörraum relativ geringe Ausgangsleistung. Käme vermutlich auf einen Versuch an. Denn das Lyngdorf-Wattmonster vom Soundrealist-Eröffnungspost ist mir einfach viel zu teuer.
Aber evtl. könnte der hier sehr interessant sein:
https://www.likehifi.de/test/verstaerker/test-lyngdorf-audio-tdai-2170-die-digitale-direktheit/
Dieser Test erscheint mir im Gegensatz zu so manch handgestricktem, selbstgebasteltem Video fraglicher Herkunft auch recht glaubhaft, da er von der technischen Seite her versiert bzw. faktenbasiert ist und sich auch vom erlebten Hörergebnis her absolut mit dem dem deckt, wie ich es empfunden habe. Und mit 2x170 Watt an 4 Ohm sollte ich eigentlich klar kommen.