Luxusmarken

[Jenny]

Luxus boomt - Pia Osterhaus zeigt, wie die Branche ihre Kundschaft ködert.

Selbst Normalverdiener lassen sich von Luxusmarken verführen. Pia Osterhaus verrät, welche Tricks dahinter stecken.

www.zdf.de

Hier mal eine sehr gute Reportage mit interessanten Sozialexperimenten die schonungslos aufzeigt, wie Markenmythos funktioniert. Hier beispielhaft zwar Mode, Uhren und Handtaschen, aber die gezeigten Prinzipien funktionieren für jedes Produkt, aus meiner langjährigen Erfahrung heraus kann ich bestätigen, dass Eigenschaften wie Markenplingpling, ein künstlich aufgeblasener Kaufpreis und sogar ein nach Luxus klingendes Herkunftsland (bevorzugt Italien) auch vor Hifi/Highend nicht halt machen.

Nun ist es natürlich nicht automatisch so, dass teuer gleichzeitig Abzocke bedeutet. Aber leider bedienen sich nicht wenige Hersteller genau der selben Mechanismen, wie in der ZDF-Reportage. Im Bezug auf unser Hobby sollte man daher immer dann besonders hellhörig werden, wenn z.B. fast ausschließlich von Handwerkskunst und überragendem Klang die Rede ist, gleichzeitig aber nur sehr wenig oder fast gar nichts zu konstruktiven Vorteilen oder Alleinstellungsmerkmalen erläutert wird. Denn dann haben wir eine ganz ähnliche Situation wie bei dem Experiment mit den zwei Anzügen, wo die Probanden den billigeren Anzug für den qualitativ besseren gehalten haben, allein aufgrund von vertauschten Preisschildern.

Deshalb: Egal, was Ihr kauft, schaut euch bitte immer ganz genau an, was tatsächlich verbaut ist. Wenn beispielsweise ein Regallautsprecher mit Gewebekalotte und Tiefmitteltöner aus verstärkter Pappe deutlich mehr kostet als ein Standlautsprecher mit AMT-Hochtöner und vergleichbarer Gehäusequalität, lässt sich das ganz nüchtern betrachtet nicht mehr wirklich argumentieren.
Jenseits von Hifi würde ja auch niemand auf die Idee kommen für eine Schaumstoffmatratze das Vielfache einer Federkernmatratze bezahlen...... es sei denn natürlich, es steht ein Luxusmarkenname drauf und beim Kauf im Marmorpalast gibt es ein Glas Sekt dazu

 

[boxenschieber]

Passt! Stellt sich jetzt nur noch die Frage: wo verortest du im der Hifi-Welt die Rolle der Stars mit Vorbildfunktion? Hab noch nie gesehen, dass ein Star Werbung für teuere Geräte mit Chromfronten macht

 

[Hörmalhin]

Passt! Stellt sich jetzt nur noch die Frage: wo verortest du im der Hifi-Welt die Rolle der Stars mit Vorbildfunktion? Hab noch nie gesehen, dass ein Star Werbung für teuere Geräte mit Chromfronten macht

Klar gibt es da ebenfalls Stars als Vorbilder. Nur sind die nicht menschlicher Natur. Hier zum Beispiel sucht ein italienischer Lautsprecherhersteller die Nähe zu Status Symbolen, in dem Fall hat der "Star" vier Räder.

https://www.maserati.com/de/de/marke/partners/sonus-faber

Und wer fährt solche Schlitten? Richtig, da sind wir dann doch ganz schnell wieder bei den Stars aus Fleisch und Blut, so dass sich der Kreis marketingtechnisch schließt.

 

[klangistzeitlos]

Nun ist es natürlich nicht automatisch so, dass teuer gleichzeitig Abzocke bedeutet. Aber leider bedienen sich nicht wenige Hersteller genau der selben Mechanismen, wie in der ZDF-Reportage. Im Bezug auf unser Hobby sollte man daher immer dann besonders hellhörig werden, wenn z.B. fast ausschließlich von Handwerkskunst und überragendem Klang die Rede ist, gleichzeitig aber nur sehr wenig oder fast gar nichts zu konstruktiven Vorteilen oder Alleinstellungsmerkmalen erläutert wird.

Du gehst davon aus, dass der Klang beim Hifi-Kauf das Hauptkriterium ist. Viele legen ihr Hauptaugenmerk auf ein einzigartiges Design. So wie bei einem Möbelstück, da kannst du ebenfalls sehr viel Geld im Geschäft lassen. Und eben auch gerade dann, wenn Prestige im Vordergrund steht.

Sehen und gesehen werden ist in gewissen Kreisen nun mal äußerst wichtig, wenn die High Society zum gepflegten Beisammensein nach hause eingeladen wird. Dann sind möglichst unbezahlbare Marken im Sichtbereich "must have". Meistens wird die Anlage dann noch nicht mal angeschaltet, Vielmehr muss sie zwingend ihren Zweck als Status Symbol erfüllen. Luxus steht für persönlichen Erfolg den man über materielle Dinge gerne zur Schau stellen möchte. Was interessiert denn da dann noch das bisschen Musikhören?

 

[soundrealist]

Du gehst davon aus, dass der Klang beim Hifi-Kauf das Hauptkriterium ist. Viele legen ihr Hauptaugenmerk auf ein einzigartiges Design. So wie bei einem Möbelstück, da kannst du ebenfalls sehr viel Geld im Geschäft lassen. Und eben auch gerade dann, wenn Prestige im Vordergrund steht.

Sehen und gesehen werden ist in gewissen Kreisen nun mal äußerst wichtig, wenn die High Society zum gepflegten Beisammensein nach hause eingeladen wird. Dann sind möglichst unbezahlbare Marken im Sichtbereich "must have". Meistens wird die Anlage dann noch nicht mal angeschaltet, Vielmehr muss sie zwingend ihren Zweck als Status Symbol erfüllen. Luxus steht für persönlichen Erfolg den man über materielle Dinge gerne zur Schau stellen möchte. Was interessiert denn da dann noch das bisschen Musikhören?

Sicher mag auch das ein realitätsnahes Szenario sein. Aber ich denke mal, dass sich im Highend-Segment allein damit kein Unternehmen langfristig über Wasser halten könnte. So viele Multimillionäre, die ihre pervers teure Anlage ständig wechseln, gibt es nun auch wieder nicht, als dass man allein damit Monat für Monat soooo viel Umsatz generiert, dass das auf Dauer tragfähig wäre.

Bei unserem Hobby geht es in erster Linie um Träume und Emotionen: vermutlich die Hauptmotivation der allermeisten von uns.
Und genau die können nicht durch Technik geweckt werden, sondern durch die Erschaffung einer Art Traumklangwelt. Schafft es ein Hersteller, genau diese per Frequenzverlaufsgestaltung als "unvergleichlich" zu suggerieren, sind nicht wenige bereit, sich für ein solches Produkt sogar hoch zu verschulden.

Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es noch nicht einmal eines hohen Materialaufwandes. Es genügt, eine möglichst eigenständige Klangsignatur zu implementieren und Käufer dann genau hierauf zu triggern. Dann ist man in der Ausgestaltung des Preises auf der Siegerstraße und kann diesen jederzeit bis zur maximalen Schmerzgrenze ausreizen.

Marketingtechnisch bewertet ein sehr kluger Schachzug, denn objektiv betrachtet klingt Hifi-Equipment markenübergreifend logischerweise um so gleicher, je verfälschungsfreier es performt. Aber genau das wollen viele Highender ja eben gerade NICHT. Getragen vom Anspruch "wenn ich schon viel Geld ausgebe, muss es auch etwas ganz besonderes sein". Und "Besonders" ist etwas nun mal niemals dadurch, dass es sich maximal korrekt, sondern sich möglichst ANDERS anhört.