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Spannendes Projekt: Was macht mein Stromnetz wirklich?

soundrealist

Well-Known Member
Aus einer Steckdose sollen im Normalfall 230 Volt rauskommen. Ausschließlich Wechselstrom. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass unser Stromnetz nach unten und nach oben schwankt,
Daran kann man wohl nicht viel ändern, wäre wohl mal interessant, so etwas mit einem Elektriker zu besprechen.

Viel interessanter: Wie hoch ist der Gleichstromanteil, der hier definitiv nichts verloren hat, aber leider immer vorhanden ist (= Offset) ?
Auch EMI/RFI entsteht nicht ausschließlich zwischen den heimischen vier Wänden, sondern kommt ebenfalls schon am Hausanschluss an.

Offset verkürzt die Lebensdauer unserer geliebten Hifigeräte. Und genau wie EMI/RFI kann sich Gleichstrom auf die Klangqualität auswirken, Mal mehr, mal weniger.
All diese Probleme nehmen ständig zu, allein schon, weil immer mehr PV-Anlagen auf die Dächer geschraubt werden und somit das gesamte öffentliche Stromnetz belasten.

Als Lösung bietet die Zubehörindustrie diverse Produkte an. Netzfilterleisten, DC-Blocker u.v.m.

Doch wäre es nicht spannend mal zu wissen, was der Stromanbieter tatsächlich ins Haus schickt? Genau das dachte ich mir und habe mit meinem (regionalen) Energieversorger gesprochen.
Er war nun so freundlich und klemmte eine ehrfurchteinflößende Messvorrichtung direkt an den Hausanschlusskasten. Dieser Strippenverhau nebst Hardware mit Display bleibt nun hinter einer dicken, transparenten Sicherheitsplane erst mal 2 Wochen genau dort angeschlossen. Anschließend erfolgt das Ausleseverfahren per spezieller Software. Bin schon sehr gespannt, was dabei raus kommt.

Fortsetzung folgt.....


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Wir haben bei uns in der Nähe eine Neubausiedlung, nahezu alle Häuser mit Fotovoltaik. Da kommt je nach Tageszeit bis zu 250 Volt raus. Der Offset ist da sicher auch sehr gruselig.
Gut fürs Klima, schlecht für Hifi. Es wird für die Netzteile in den Hifi Geräten immer schwieriger und stressiger, das alles auszugleichen. Ist also alles nicht nur ausschließlich eine Sache, die den Klang beeinflussen kann, sondern auch die Lebenserwartung der Komponenten verkürzt.

Laut EN 50160 sind als Grenzwert bei der Netzspannung maximal 10% und beim Gleichstromanteil maximal 1,15V zulässig. Ein Staubsauger kann damit sicher gut leben, für sensible Elektronik hingegen ist es aber ein echtes Problem.
 
Um so wichtiger ist die Vorsorge an der eigenen Anlage, wo immer etwas möglich und bezahlbar ist.
 
So, das Ergebnis der Messung ist da. Leider keine Einzelwerte des Gleichstroms, EMI und RFI, da eine Analyse nach EN 50160 das unter der Bezeichnung "Spannungsharmonische" zusammenfasst.

Wie ihr sehen könnt, knallen die Werte hier durch die Decke, auf dem Diagramm wird eine deutliche Grenzwertüberschreitung ausgewiesen. Also erst mal Rückruf beim Versorger:
Nach seinen Worten sind In der Software für die Messung noch alte Grenzwerte hinterlegt (maximal 0,75%). Inzwischen sind 1% zulässig, und da liegen wir drunter. :(

Ursache für die hohen Werte, so der freundliche Mitarbeiter, ist die zunehmende Belastung des öffentlichen Stromnetzes durch Handy-Ladegeräte usw. Und in den nächsten Jahren wird das alles nur noch schlimmer. Dieses Ergebnis, so meinte er, sei keine Ausnahme sondern an ganz vielen Orten inzwischen nahezu die Regel.

Also genau das, worüber wir hier im Forum ja auch schon öfters diskutiert haben. DC-Blocker, Netzfilter etc. sind somit tatsächlich alles andere als überflüssiges Zubehör.



Messung Stromnetz.png
 
Nun, wir alle können die Welt so wie sie ist alleine nicht verändern. Für die (übrigens für mich kostenfreie) Diagnose bin ich unserem Versorger erst mal sehr dankbar. Ebenso für seinen sehr ehrlichen Umgang mit der Realität.

Geräte mit Schaltnetzteilen sind von derartigen Problemen ja erfreulicherweise nicht annähernd so stark betroffen. Bei meinem Lyngdorf hängt der DC-Blocker nun zwar wieder dran, aber sooooo sicher, dass die bessere Kühlung tatsächlich hierauf zurückzuführen ist bin ich mir noch immer nicht, ist eher ein Bauchgefühl. Gewissheit hätte ich erst, wenn ich mit den selben Titeln über einen identischen Zeitraum in der gleichen Lautstärke ein Thermometer drauf lege. Aktuell könnte es aber genau so gut lediglich eine unterschiedliche Erwärmung aufgrund unterschiedlicher Hörsituationen sein. Da der Blocker aber nun schon mal da ist, kann ich ihn ja einfach präventiv dran lassen. Frisst ja kein Brot.

Weil der überwiegende Teil an Stromverbrauchern heutzutage ohnehin mit Schaltnetzteilen ausgerüstet ist gehe ich mal davon aus, dass auch die Hifi-Industrie künftig zunehmend stärker auf diese Technik zurückgreifen wird. Schließlich ist diesen die immer schlechter werdende Stromnetzqualität ja durchaus bekannt und keiner freut sich über Reparaturaufwand. Schon gar nicht innerhalb der gesetzlichen Gewährleistung.

Für Geräte mit Linearnetzteilen sieht die Zukunft diesbezüglich allerdings nicht ganz so rosig aus. Hier bergen zunehmende Netzschwankungen und immer mehr Gleichstromanteile ein echtes Gefahrenpotential was die Lebenserwartung von derartigem Equipment anbelangt. Von den klanglichen Einbußen will ich erst gar nicht reden. Da ist jeder schon jetzt selbst gefragt zu handeln.
Theoretisch ist ein Stromnetzbetreiber für derartige Schäden zwar haftbar.... aber da dürfte im konkreten Fall in der Praxis die Beweisführung sicherlich nicht ganz so einfach sein.
 
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