Ich verstehe was du meinst. Gerade wir Frauen sind ja ebenfalls typische Gefühlsmenschen.
Deshalb hoffe ich, dass du mir nicht all zu böse bist für das, was ich dich jetzt frage: Kann das mit dem Berühren der Musik wirklich die Aufgabe von Technik sein? Oder nicht doch eher die von der Sängerin oder dem Sänger selbst, durch den ursprünglichen Klanges der Originalstimme oder dem Originalklang der Instrumente? Kann etwas künstliches, das durch eine nachträgliche Verfärbung bei der Wiedergabe entsteht, wirklich berühren?
Also ich finde mich in dem was Andy beschreibt, voll und ganz wieder. Denn bei mir war das fast mein ganzes Hifileben lang genau so. Der Wunsch, möglichst viel neues auszuprobiere hat mich früher ebenfalls immer umgetrieben. Bei mir war der Fall zwar dahingehend etwas anders gelagert, als dass mich nicht so sehr irgend etwas ganz bestimmtes am Klang in seinen Bann ziehen sollte (bin da eher auf der analytischen Seite), aber der Wunsch immer mal wieder etwas neues auszuprobieren, war da nicht minder ausgeprägt. Wenn auch aus einer komplett anderen Motivation heraus: Es bereitete mir Schwierigkeiten, einen tatsächlich neutralen Klang von einem weniger neutralen Klang zu unterscheiden. Mangels Referenz. Aber im Ergebnis orientierte ich mich genau wie er erst mal immer an dem, was mir besonders gut gefallen hat. Das konnte ich viel besser greifen und nachvollziehen. Auf die Idee, mit einem linear abgestimmten Kopfhörer zu vergleichen war ich noch nicht gekommen, tut in diese Zusammenhang aber auch nichts zur Sache, denn meine
Zielsetzung war ja auch eine völlig andere.
Doch selbst nach dem ich das mit dem Kopfhörer für mich als Vergleichstool entdeckt hatte, trieb mich immer noch permanent die Frage um "geht da nicht noch etwas mehr?" Und irgendwie machte das alles für mich auch gerade den Spaß am Hobby aus. Selbst dann, wenn eigentlich völlig klar war, dass ich Machbarkeitsgrenzen im Bereich meiner Möglichkeiten längst erreicht hatte. Ich gehe in meiner Schilderung sogar noch einen Schritt weiter: Der Gedanke, irgendwann einmal diese Endlossuche aufzugeben, wäre für mich zu diesem Zeitpunkt einer kompletten Aufgabe des Hobbys gleich gekommen.
Doch eines Tages kam es dann zu einer völlig unerwarteten Wendung. Mit einem Streming-Abo. Erklären konnte ich mir das erst mal überhaupt nicht. Bis mir dann klar wurde: Der Hauptauslöser meiner Suche war bei mir in Wirklichkeit ganz lapidar der Umstand, dass ich vorher immer nur die selben Lieder angehört hatte, trotz großer Musiksammlung. Ich wusste, welche Alben ich besitze und konzentrierte mich aus welchen Grund auch immer irgendwie immer nur auf die selben. Das führte zu Langeweile und ich suchte die Abwechslung in Neukäufen von Gerätschaften, sprich Klangveränderungen. Mit dem Tidal-Abo gab es diese Art von sich ständig Jahr für Jahr wiederholdender Monotonie durch Gewöhnungseffekte dann schlagartig nicht mehr. Mit der Freiheit, nun praktisch unbegrenzt durch den gesamten Musikmarkt durchzappen und die unterschiedlichsten eigenen Playlisten per Shuffle-Play abspielen zu können, gibt mir das praktisch jeder Tag das Gefühl, etwas völlig neues zu haben und zu hören.
Inzwischen habe ich fast nur noch meinen linearen Studiokopfhörer direkt an den Streamer angeschlossen. Mehr brauche ich eigentlich nicht mehr. Auch wenn ich mich immer noch sehr gerne mit Kabeln, insbesondere Lautsprecherkabeln beschäftige. Aber hauptsächlich aus Spaß am experimentieren, kostet ja auch nicht die Welt.
Allerdings war das bei mir alles ein sehr langer Selbsterfahrungsprozess. Einer von der Sorte, den jeder nur für sich ganz alleine machen kann.
Deshalb:
Selbst wenn du mit deiner Fragestellung auch tatsächlich ein Stück weit Recht und das alles sicher gut gemeint hast: Angebracht finde ich sie in diesem Fall nicht. Ist aber nur meine ganz bescheidene Meinung.
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