in der Bedienungsanleitung des X4 lese ich "Der automatische Kalibrierungsprozess zielt auf einen ausgewogenen Gesamtklang ab, mit leicht erhöhter Betonung zum Tiefbassbereich hin. Diese Betonung kann auf mehrere Arten eingestellt werden um Ihrem persönlichen Geschmack zu entsprechen."
- ab welcher Frequenz findet diese Anhebung statt und mit wieviel db?
- ist unter den Klangprofilen auch eines dabei ohne diese Anhebung?
Hallo Gerhard,
zu dem, was Axel angesprochen hat, hier noch ein paar Gedanken meinerseits dazu.
Bei meinem AM2DC (denke mal, das wird auch beim X4 nicht anders sein) gibt es etwas sehr bedeutsames anzumerken. So wie ich das aus meiner persönlichen Erfahrung heraus empfinde, fließen bei der automatischen Korrektur nicht nur die reinen Messungen, sondern auch psychoakustische Kriterien mit ein. Unser Ohr und Hirn neigt dazu, für verschiedene Dinge in bestimmten Frequenzkonstellationen "taub" zu werden, obgleich eine reine Messung des Hörraumes dies erst mal gar nicht vermuten lässt. Maskierungseffekte spielen dabei eine ebenso große Rolle, wie die Abhörlautstärke und Überlagerungen. Und wenn wir mal ehrlich sind: Selbst physisch perfekt optimierte Räume sind noch immer weit weg vom theoretischen Original, auch wenn dies ohne Frage natürlich ein sehr bedeutsamer Schritt ist. Und in der Hör-Realität ist selbst das in den allermeisten Fällen noch nicht einmal gewährleistet.
In einem anderen Forum wird dieser Umstand ignoriert und sich lediglich auf den Standpunkt gestellt "entweder möglichst an sämtlichen, von einem Raumakustiker an messtechnisch exakt vordefinierten Punkten Absorber, Deckensegel Dämmplatten usw. anbringen und am besten noch alle Wände unsymmetrisch versetzen..... oder akzeptieren dass es immer übel klingt, wenn man dies nicht tut. Aber mal ehrlich: Wie viele Leute kennst du, die das tatsächlich machen (können)? Und selbst wenn man Akustikbilder usw. mit einbezieht: Einen optisch wirklich schönes und gleichzeitig perfekt optimiertes Wohnzimmer habe zumindest
ich noch nie gesehen.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich will keinesfalls gegen derartige Maßnahmen wettern..... und ja: je mehr man selbst machen kann und will, desto besser. Aber die Grenzen sind da nun einmal viel enger gesteckt sein, als in reinen Arbeitsräumen, wie etwa einem Tonstudio.
Alles in allem dürfte es vor diesem Hintergrund dann nur wenig bringen, sich alleine an nackten Messkurven zu orientieren. Vielmehr geht es in der heimischen Wohnstube weniger darum, eine 100% authentische Wiedergabe zu erreichen (was unter diesen Voraussetzungen ja auch gar nicht möglich ist), als vielmehr eine
glaubhafte.
Und da ja auch niemand den direkten Vergleich zum Original hat, ist es viel zielführender, bei der Raumkorrektur Originalklang-wahrende mit mit subjektiv richtigen Höraspekten so miteinander zu kombinieren, dass daraus ein homogenes, natürlich klingendes Klangbild entsteht.
Genau diese Disziplin beherrscht DSPeaker für mein Empfinden so perfekt wie kaum ein anderer. Liegt vielleicht auch daran, dass es möglicherweise vielleicht auch von Anfang an nie das Ansinnen war, den Tonstudio-Profibereich zu bedienen, sondern stets im Auge hatte, wie die akustische Realität "zuhause bei Frau und Herr Müller"aussieht.
Und wie ich finde, hört man das den Geräten einfach auch an. Was jedoch nicht bedeutet, dass wir hier über eine Art "akustische Phantasie-Wiedergabe sprechen. So habe ich bei mir z.B. festgestellt, dass eine bessere Einwinklung automatisch auch die Korrektur behutsamer werden lies.
Man könnte also auch sagen, die kleinen Kistchen verhalten sich wie akustische Krisen-Manager: Linear wo es noch möglich ist, aber der um so tiefere Griff in die Trickkiste, je brenzliger es wird.
Leider habe ich DIRAC noch nie gehört, was aber auffällt: Das Ziel scheint da irgendwie immer nur die vollständige Glättung zu sein. Wenn ich mir in einem akustisch nur wenig oder gar völlig unbehandelten Raum vorstelle, habe ich gewisse Zweifel, ob das Ergebnis
dann noch "gehörrichtig" ist.
Und um auch noch mal auf deine Frage mit der Tieftonanhebung zurück zu kommen: Lt. BDA hat das X4 sogar ein Shelve-Filter. Damit kannst du (@Axel: ab einem vordefinierten Punkt?) sogar manuell abflachen. Beim AM2DC kann ich die Basskurve leider nur anheben. Da der Bassregler meines Yamaha aber bei exakt 1 KHz greift, habe ich hier einen winzigen Tucken "gedimmt". Jedoch eher aus Gründen des persönlichen Geschmacks, weil ich lieber etwas analytischer höre.
Das X4 wäre auch das Gerät
meiner Träume, wenn nur der ganze preistreibende, analoge Anhang nicht wäre (= für meine Konstellation nicht verwendbar, mir geht es ausschließlich um die Raumkorrektur und Multi-Rate-Processing) . So spare ich halt einfach weiterhin in Richtung DSPeaker und genieße bis dahin mein AM2DC, ohne genau zu wissen, was für ein neues Antimode am Ende dabei rauskommt. Immerhin: Einen knappen Tausender hab ich bereits schon zusammen